Dienstag, 1. September 2015

Abreisetag: Vancouver - Frankfurt

Der Urlaub ist vorbei. Die letzten km vom Hotel zum Flughafen mussten wir noch mal die Regensachen anziehen. Aber ich bin trotzdem gut gelaunt, denn der Radweg endet direkt am Abflugterminal, sodass wir keine Probleme mit dem Autoverkehr haben. Nachdem wir die Räder wie immer luftpolsterfolienverpackt bei Lufthansa abgegeben haben, können wir nichts mehr tun als warten.
Die Ankunft in Frankfurt gestaltet sich dann aber etwas unangenehmer: die Räder sind diesmal offensichtlich etwas ruppiger behandelt worden: bei Falko ist die Führung vom Schaltzug abgebrochen, auch bei mir sieht es nicht wirklich gut aus. Allerdings kann ich es nicht austesten, denn meine Pedalen sind in meinen Fahrradtaschen, und meine Fahrradtaschen sind irgendwo, aber nicht in Frankfurt. Ein Fahrrad ohne Pedale sieht irgendwie albern aus...
Aber alles nicht so schlimm, es ist ja der Rückflug. Die Probleme auf dem Hinflug wären eine echte Katastrophe gewesen, so ist das nur - naja , halt ein unschöner Abschluss einer tollen Fahrradtour.
Und ganz zum Schluß noch VIELEN DANK für die vielen Kommentare. Wir haben uns immer gefreut und es war ein echter Motivationsboost!

Abreisetag

Die Fahrt zum Flughafen ist kurz und völlig verregnet. Aber die wenigen Kilometer reichen aus, dass ein Streifenwagen neben uns anhält, fragt wo wir hin möchten und vorausfährt, damit wir bei dem Wetter auch sicher ankommen. Dabei bedarf es keines weiteren Beweises: die Kanadier sind ein sehr weltoffenes, hilfsbereites und freundliches Volk. 

Am Flughafen packen wir die Räder in Luftpolsterfolie ein und geben unser Gepäck auf. Der Rückflug mit Lufthansa ist pünktlich. Blöd nur, dass Marions Gepäcktaschen nicht in Frankfurt angekommen sind, domit fehlen unter Anderem ihre abgeschraubten Pedale.
Davon mal abgesehen geht eine wunderschöne Radtour zu Ende. Wir hatten spektakuläre Landschaften, extreme Klimaunterschiede, tolle Erlebnisse und interessante Gespräche mit noch interessanteren Menschen. Grund genug, eimal all den freundlichen und hilfsbereiten Menschen, die wir unterwegs kennenlernen durfen, zu danken.

In den nächsten Tagen bringe ich die Webseite amerika-radtour.eu auf den aktuellen Stand und lade Tracks und Fotos hoch. Und nächstes Jahr geht unsere Tour dann weiter.

Samstag, 29. August 2015

Tag 21: Squamish - Vancouver

Gestern Abend in Squamisch hatte ich die Sorge, dass das Wetter wieder genauso schlecht wird wie am Vortag. Daher habe ich besser gar nicht erst in den Wetterbericht geschaut. Hätte ich aber besser machen sollen, dann wäre mir vielleicht die Unwetterwarnung für den Bereich Howe Sound und Vancouver aufgefallen.
Gut, dass wir das alles vorher nicht gewusst haben. Für uns war es daher nur ein Tag mit schlechtem Wetter, das im Verlaufe der Zeit immer schlechter wurde. Nicht nur der Regen hat ständig zugenommen, auch der Wind wurde von Stunde zu Stunde immer unangenehmer. Als der Sturm zu stark wurde, haben wir die Räder kurzzeitig schieben müssen. Letztendlich war es ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 km/h und einem Niederschlag von bis zu 160 mm/m^2. Zum Vergleich: Seit Anfang Juni sind in der Region Vancouver nur rund 40 mm/m^2 gefallen. 

Schlechtes Wetter hat auf unseren Radtouren Tradition, nur zu gut erinnern wir uns an das Unwetter in Schweden 2008. Also haben wir auch das heutige gut überstanden. Während 400.000 Bewohner in der Region noch darauf warten, wieder Strom zu bekommen, sitzen wir im Hotel und freuen uns über das Erreichen des diesjährigen Zielortes Vancouver.

Tag 21: Squamish - Vancouver

Der letzte Fahrradtag war noch einmal eine Herausforderung. Länge, Steigung und Strassenverkehr: alles im grünen Bereich. Aber der Gegenwind und der Regen haben sich zu einem echten Sturm entwickelt, dem unsere Regenausrüstung nicht mehr standhalten konnte. Der Sturm hat mit bis zu 90 km/h grossen Schaden in Vancouver und den nördlichen Gebiete angerichtet. Bis zu 400.000 Haushalte ohne Strom, viele umgestürzte Bäume. Es soll der schlimmste Sturm seid 12 Jahren gewesen sein. Bei uns sind die "Verluste" gering: meine Regenkappe ist bei der Überfahrt (bzw. bei dem Fahrradschieben) über die 1.5 km lange Lions-Gate-Brücke von West Vancouver nach Downtown Vancouver vom Sturm in den Burrad-Fijord geweht worden.
Damit sind wir glimpflich davon gekommen und waren zwar ziemlich erschöpft aber froh endlich in Vancouver angekommen zu sein.  Ich muss aber zugeben, daß wir bei Horseshoe Bay (ca. 30 km vor Fahrtende) ganz kurz überlegt hatten, eine Fähre zu nehmen, da der Sturm immer heftiger wurde. Wir haben uns dagegen entschieden und nach einer Tasse heißem Tee bzw. Kaffee uns wieder auf den Weg gemacht. Später haben wir erfahren, dass die Fähren den Betrieb wegen des Sturms auch eingestellt hatten.
Erwähnen möchte ich noch die tollen Fahrradwege in Vancouver. In der ganzen Stadt ist ein ausgeklügeltes Fahrradwegenetz erstellt worden, so dass man unkompliziert als Fahrradfahrer durch die Riesenmetropole kommen kann. Falko hatte sich mit dem Fahrradwegenetz vertraut gemacht und uns problemlos quer durch die Stadt zum Flughafen/Hotel gelotst. Super: So ein Konzept wünsche ich mir auch für Stuttgart!

Freitag, 28. August 2015

Tag 20: Whisler - Squamish

Da wir bisher an 18 von 19 Tagen supergutes Wetter hatten, will ich auch heute kein schlechtes Wort über das Wetter verlieren. Obwohl es heute sehr schlecht war, das Sauwetter. Gestern Abend sprach der Wetterbericht von Starkregen, aber in dem Wissen, dass der Wetterbericht oft daneben liegt, konnte ich beruhigt schlafen. Um so größer die Überraschung beim Aufstehen: Starkregen. So ein Mist.

Bis Squamisch sind es nur 60 km und 1100 Höhenmeter. Runter. Bergauf sind es 430 m. Also eine eher kurze Etappe bergab im strömenden Regen.

Nicht nur beim Wetter hat uns das Glück verlassen: im Rahmen meines Vorhabens, jeden Abend ein anderes regionales Bier zu trinken, habe ich mich mit einem dunklen Pale Ale irgendwie ins Abseits manövriert. Um den Regengöttern ein Opfer zu bringen, habe ich soeben das gleiche Bier nochmal bestellt.

Tag 20: Whistler - Squamish

Wenn der starke Regen den Wecker ersetzt, dann ist das kein guter Start in den Tag. Heute mussten wir mir voller Regenmontur starten und sind im Regen am Zielort angekommen. In Kombination mit Gegenwind und starkem Strassenverkehr,  zählte der Fahrradtag eher zu den schlechteren Tagen. Aber: es war wieder nur ein halber Fahrradtag und für Nachmittags war die Sea-to-Sky-Gondola in Squamish geplant; von Meereshöhe auf über 850 Hm zur Bergstation. Morgens hatten wir noch Bedenken, daß die Seilbahnfahrt buchstäblich ins Wasser fällt, aber wir hatten Glück. Nachmittags klarte das Wetter auf und wir hatten einen wunderschönen Nachmittag und mussten die tolle Aussicht auf die Howe-Sound-Bucht nur mit wenigen Touristen teilen. Besonders schön ist die Panorama-Plattform, zu der ein 1.6 km langer bzw. kurzer Rundwanderweg führt. Die Sea-to-Sky-Seilbahn ist allerdings auch das einzige Touristen-Highlight hier. Der Unterschied zum touristischen Whistler, 60 km entfernt, könnte nicht größer sein.

Donnerstag, 27. August 2015

Tag 19: Pamberton - Whistler

Heute nur 35 km klingt erst einmal einfach, aber die knapp 800 Hm sind mir ganz schön schwer gefallen. Den Tag gestern habe ich doch noch nicht ganz weggesteckt. Und so viel Zeit hatten wir auch nicht, denn wir wollten unbedingt die Zipline in Whistler ausprobieren. Zuerst sind wir von Whistler per Bus nach Cougar Mountain zur Basisstation gebracht worden, das letzte steile Schotterpistenstück zur Startposition wurde via ATV's/Quad's durchgeführt. Vier Ziplines bringen uns zurück zur Basisstation. Die erste Zipline ist noch relativ langsam, spannt über das Tal und man hat einen wunderbaren Ausblick. Der Flug dauert gut 1min. Das klingt nicht viel,  wenn man aber dort oben hängt, dann fühlt es sich wie eine Ewigkeit an. Die 2. Zipline war gut 100 m länger, aber auch steiler. Jetzt wußte ich auch wie es funktioniert und hab mich nicht mehr verkrampft am Gurt festgehalten - super! Die 3. war richtig steil und aufgrund der hohen Geschwindigkeit war mein Adrenalinspiegel so hoch, dass ich gar nicht mehr weiß, ob es auch eine tolle Aussicht gegeben hat/hätte. Die 4. und letzte Zipline geht dann gemütlich auf Höhe der Baumwipfel (ohne Ausblick ins Tal) zurück zur Basisstation. Ein tolles Erlebnis.
Die Stadt Whistler selber erscheint mir wie eine Mischung aus Disneyland und Wertheim  Village und ist komplett auf Tourismus ausgerichtet. Alles ist sauber, ordentlich und adrett aber irgendwie künstlich. Überall gibt es Fahrräder zu mieten, und die ganze Stadt wimmelt von martialisch aussehenden "vollgepanzerten" Downhill- Mountainbikern. Das Freizeit- und Sportangebot ist sehr umfangreich, die Infrastruktur super und alles bei beeindruckender Kulisse. Auch wenn ich bei der Menge an Touristen mich nicht ganz wohl fühle, wäre ich gerne noch länger geblieben.

Tag 19: Pamberton - Whistler

Nach der Anstrengung gestern gibt es heute nur eine kurze Etappe mit 35 km aber immerhin 750 Höhenmetern. Wir brechen trotzdem früh auf und verlassen Pamberton auf autofreien Wegen. Es bleibt genug Zeit, um unterwegs die Nairn Wasserfällen zu besichtigen.
In Whistler stellen wir fest, dass es dort Radwege gibt. Sogar so viele, dass man sich auf ihnen verfahren kann. Wir nutzen die frühe Ankunft, um einmal durch die Stadt zu laufen und wählen aus den hier angebotenen touristischen Aktivitäten das für uns passende aus: die superflyzipline, eine der längsten Ziplines der Welt. Am Stahlseil hängend geht es von einer Seite des Tals zur anderen Seite. Das Seil ist 100 m lang und man erreicht eine Geschwindugkeit von bis zu 100 km/h. Ein Riesenspass.

Mittwoch, 26. August 2015

Tag 18: Lillooet - Pamberton

Heute ging es früh morgens um 06:00 zum Frühstück in die örtliche Filiale der kanadischen Fastfood-Kette unseres Vertrauens: dort bekommt man seine Spiegeleier frisch zubereitet. Um 06:30 sind wir begleitet von den guten Wünschen der restlichen Gäste aufgebrochen. 

Heute gibt es bergauf-Fahren in verschiedenen Variationen. Die Steigung variiert: mal unter 10%, mal über 10%, mal über 13% und mal über 14%. Bei der Abwechselung müsste eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein. 

Der Anstieg von Lillooet ist aber auch landschaftlich sehr abwechselungsreich. Von schroffen Felsen über Gebirgsbäche bis hin zu türkisen Bergseen ist alles dabei. Am Schluss sogar mit eisbedeckten Gipfeln im Hintergrund. 

Die Abfahrt nach Pemberton ist sehr steil, ich glaube wir haben 1000 Höhenmeter in weniger als 10 km abgebaut. Rasante Angelegenheit.
Marions Sorgen wegen der viele Steigungen (immerhin 1750 Höhenmeter) waren unbegründet: bereits am späten Nachmittag sind wir in Pamberton angekommen. Jetzt legen wir die Beine hoch und schauen auf den morgigen Tag.

Tag 18: Lillooet - Pamberton

Heute haben wir den ersten Bären unserer Tour gesehen. Einen Schwarzbären. Er saß in einem kleinen Baum am Wegesrand und hat Blätter gegessen. Grundregel Nummer 1 lautet: "störe den Bären nicht, dann stört der Bär dich auch nicht". Dieser Bär kannte die Vereinbarung zwischen Mensch und Bär wohl, wir haben unverzüglich einen Nicht-Angriffs-Pakt geschlossen und sind in unterschiedliche Richtungen weitergezogen.

Tag 18: Lillooet - Pemberton

Geschafft. Müde aber glücklich. Die Beine sind etwas mitgenommen, aber das ist bis Morgen bestimmt alles wieder Bestens. Da wir morgens schon so früh unterwegs waren, haben wir doch noch einen Schwarzbären gesehen. Er stand einfach im Gebüsch am Straßenrand. Ich habe ihn zunächst übersehen und wäre an ihm vorbeigeradelt, da ich mit der Steigung am kämpfen war. Falko hat ihn bemerkt und konnte ein Foto schießen. Die Steigung zu Beginn war mit bis zu 14% heftig, und ich dementsprechend langsam, dass Falko mir meine 3. Fahrradtasche abgenommen hat. Ob es einen physischen oder nur einen psychischen Effekt hatte, kann ich nicht sagen: aber wir haben die Etappe schneller geschafft als erwartet. Die Landschaft war sehr alpenähnlich. Vormittags mit tiefen Schluchten und steil abfallender Böschung direkt neben der Straße. Nachmittags wurde es dann etwas ebener. Einem Gebirgsbach folgend sind wir dann zum Joffre Lake mit Blick auf die Pemberton Icefield Gletscher. Und dann ging es die ganzen Höhenmeter, an denen wir 8.5 Std. gearbeitet hatten, in nur 30 min. wieder ins Tal.

Dienstag, 25. August 2015

Tag 17: Cache Creek - Lillooet

Heute geht es in die steppenartige kanadische Prärie: Durch die geschützte Lage zwischen Küstengebirge und Cariboo Mountains fallen hier jährlich etwa 260 mm Regen. Das ist weniger als in Bergen/Norwegen im Monat September runterkommt. Kurzum: es ist sautrocken und affenheiß.
Die ganz große Hitzeschlacht ist dann aber doch ausgeblieben, der Rauch der Waldbrände im Süden hat uns vor zu allzu starker Sonnenstrahlung beschützt. Also quälen wir uns bei 37°C über die 980 Höhenmeter in Richtung Lillooet.
Unterwegs gibt es mehrere kleine Seen, auserordentlich tolle Blicke auf den Canyon des Fraser River und einge steile Anstiege zu bewundern.
Lilloet erreichen wir über eine für Autos gesperrte Brücke aus dem Jahr 1913, eine an Stahlseilen hängende Holzkonstruktion. Von Weitem sieht die Brücke nicht sonderlich vertrauenserweckend aus, aber ein Test zeigt: 2 Menschen mit Tourenräder kann sie kurzzeitig ertragen.
Lillooet hat etwa 2.000 Einwohner. Zu Zeiten des Goldrausches vor etwa 150 Jahren war Lillooet mit über 200.000 Einwohner die größte Stadt nördlich von San Francisco und westlich von Chicago. Übrigens ein Titel, den zu Zeiten des Goldrausches so manche Stadt hier für sich in Anspruch genommen hat. Es lohnt sich also immer, derartige Superlative zu hinterfragen.
Jede Tour hat eine (oder mehrere) Königsetappen. Die diesjährige kommt morgen. Wir haben bereits umfangreiche Wasservorräte eingekauft, da es unterwegs keine Verpflegungsmöglichkeiten gibt, eine Extra-Portion Nudeln gegessen und den Wecker auf 05:20 gestellt. Es wird die härteste Etappe nördlich von San Francisco und westlich von Chicago...

Tag 17: Cache Creek - Lillooet

Morgens 6°C kalt und Mittags 37°C heiß. Die Kälte ist angenehmer, denn man zieht einfach eine Schicht mehr an, bei der Hitze dagegen brennt die Sonne einem das Hirn weg. Schatten sucht man den ganzen Tag vergebens. Auch heute ist die Landschaft steppenartig ohne Bäume, es überwiegen die Farben braun, grau und gelb. Der Fraserriver hat einen tiefen Canyon in die Landschaft getrieben, das Tal ist so steil, dass nicht mal die Bahn dem Fluss folgen kann, geschweige denn die Straße. So haben wir heute trotz "Flussetappe" wieder unsere 1000 Hm in den Beinen. Aber alles nichts im Vergleich zu Morgen: um die 1800 Hm zu schaffen klingelt der Wecker morgen früh schon um 5.20. Das Frühstück können wir ab 6.00, wie schon so oft, bei der Burgerkette A&W einnehmen, das Mittagessen in Form von Sandwiches, Muffins, Cookies etc. haben wir schon heute eingekauft, da hier die Tankstellen und Supermärkte nicht vor 8.00 öffnen und es auf der 100 km Etappe (mal wieder) keine Verpflegungsmöglichkeit gibt.

Montag, 24. August 2015

Tag 16: Kamloops - Cache Creek

Da wir Kamloops Richtung Norden auf der als "Scenic Highway" benannten Route verlassen, wird der Verkehr schnell weniger. Die Hauptroute nach Vancouver ist autobahnähnlich und verläuft südlich. Den geringen Verkehr erkaufen wir uns mit mehr Höhenmetern. Noch bin ich sehr glücklich damit, aber der schwierigste Tag mit 1800 Hm kommt auch erst übermorgen.
Die Landschaft heute erinnert an die alten JohnWayne - Western: Prärie, verdorrtes Gras, kaum Bäume, viele Sträucher die mit ihrer graugrünen Farbe aussehen, als ob jemand die Landschaft mit Zement bestreut hat. Es ist sehr warm und der Boden strahlt die Hitze zurück. Wir möchten gar nicht wissen, wie viel wärmer es ohne den trüben Himmel wegen der Waldbrände in Washington geworden wäre. Die Landschaft ist eigenartig schön, aber bietet keine Abwechselung wie die Rocky Mountains. Daher braucht man viel mehr Disziplin und Durchhaltevermögen als auf den vermeintlich schweren Strecken in den Rockies. Morgen bleibt es noch bei der kargen, steppenartigen Landschaft bevor es dann ins Küstengebirge geht.

Tag 16: Kamloops - Cache Creek

Auch heute folgen wir wieder dem Transcanadian Highway 1. Bei der Stadtausfahrt können wir den Highway kurzfristig vermeiden, aber dafür müssen wir Steigungen von 10% in Kauf nehmen. Der Rauch infolge der Waldbrände ist deutlich geringer als gestern und kurz hinter Kamloops zweigt der Highway 5 ab und nimmt den Großteil des Verkehrs mit. Alles in Allem sehr gute Bedingungen heute. Unangenehm sind nur die Hitze mit Temperaturen deutlich über 30°C und die vielen unnötigen Steigungen: Eigentlich sind wir nur dem Thompson River gefolgt. Während die Bahngleise auf Höhe des Flusses liegen, fahren wir zwischen 330 m über Meeresspiegel und 710 m über Meeresspiegel ständig rauf und runter. So kommen wir dann auf fast 1000 Höhenmeter, obwohl wir uns in Cache Creek deutlich unterhalb der Starthöhe in Kamloops befinden.

Sonntag, 23. August 2015

Tag 15: Salmon Arm - Kamloops

Von Salmon Arms geht es heute wieder auf dem Transcanadian Highway 1 nach westen. Gegen Mittag erreich wir Chase, wo wir uns in einer Bäckerei statt des geplanten Mittagessens für ein zweites Frühstück entscheiden.
Den Rest des Tages folgen wir dem südlichen Thompson River. Erst am südlichen Ufer auf dem Highway, dann ab Kilometer 88 auf einer Nebenstraße am Nordufer. Die Landschaft ist sehr eindrucksvoll: der Fluss hat sich tief in das Land eingeschnitten, es sieht aus,  wie in einem Canyon - auch wenn die Landschaft im nebeligen Rauch ihre Konturen verliert.
In Kameloops gilt es nochmal 100 Höhenmeter zu überwinden, da unser Hotel am westlichen Stadtende liegt. Bei der heißen, rauchigen Luft kein Spaß. Umso erfreulicher, dass wir heute wieder Wildtiere sehen und fotografieren durften.

Tag 15: Salmon Arm - Kamloops

Smog. Der Himmel hier ist total vernebelt, da südlich von uns im Staat Washington verheerende Waldbrände ausgebrochen sind. Obama hat für Washington den Notstand ausgerufen und australische und neuseeländische Feuerwehrmänner sind zur Unterstützung der USA unterwegs. Von den Flammen sind wir weit genug entfernt, aber die Rauchentwicklung bekommen wir direkt zu spüren und zu riechen. Der Brandgeruch ist nicht nur in der Luft, sondern setzt sich auch in der Kleidung fest.
Trotzdem war es ein schöner Tag. Trotz des heftigen Smogs und trotz des starken Verkehrs. (Das Bild gibt einen guten Eindruck vom Tag, ohne die Waldbrände wäre Sonne und ein strahlend blauer Himmel vorhergesagt!)  Mittags haben wir Russel und Scott zufällig zum Essen getroffen und Abends haben wir uns noch zu einem schönen Abendessen verabredet. Schade, dass die beiden jetzt Richtung Jasper/Icefield Park fahren, während wir nun Richtung Whistler/ Vancouver abbiegen. Ich hoffe ab morgen auf weniger Verkehr, bzgl. Smog wage ich keine Prognose.

Samstag, 22. August 2015

Tag 14: Revelstoke - Salmon Arm

Gestern Regen, Kälte, Frieren - heute Sommer, Sonne, Sonnenschein. Die heutigen 106 km nach Salmon Arm sind aufgrund der geringen Höhenmeter nicht sonderlich anstrengend, es handelt sich eher um einen Erholungstag. 

Hinter Revelstoke überqueren wir den Columbia River, dann ein Anstieg und runter zum Südufer des Sushwap Lakes. Der Sushwap See ist bekannt für seine vielen  Erholungsorte, man sieht hier viele Leute angeln, motorbootfahren, paddeln und - man mag es kaum glauben - schwimmen.
Am westlichen Ende des Sees treffen wir auf Russel und Scott, die beim Anstieg nach Salmon Arm mit ihren Rennrädern kräftig Gas geben und uns so den Berg hinaufziehen. 

Erfreulicherweise befindet sich direkt neben unserem Motel ein Restaurant. Man kann es sogar kaufen. Bis auf Weiteres hat es jedoch geschlossen. Daher fahren wir nochmal zurück in die Stadt und kehren in einer lokalen Brauerei ein.

Tag 14: Revelstoke - Salmon Arm

Schönstes Fahrradwetter und eine relativ einfach Flussetappe (ca. 700 Hm). Wir haben viele (Kaffee-)Pausen gemacht und die schöne Landschaft genossen, die jetzt eher an Voralpen erinnert. Der Verkehr ist immer noch sehr stark, aber hat mich heute nicht so genervt wie die letzten beiden Tage,  entweder aufgrund der vielen Pausen oder weil ich mich langsam daran gewöhne. Seid 2 Tagen fahren wir parallel mit zwei netten rennradfahrenden Amerikanern (Russel und Scott). Die beiden fahren allerdings viel später los als wir und kommen trotzdem früher am Zielort an (ihre Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei ca. 25 km/h). Gestern haben wir in einem tollen Restaurant gemeinsam zu Abend gegessen und gelernt, dass die beiden schon seid 30 Jahren regelmäßig gemeinsamen Radurlaub machen - da können wir mit unseren 18 Jahren Fahrradtour noch nicht mithalten.

Freitag, 21. August 2015

Tag 13: Rogers - Revelstoke

Die heutige Etappe verläuft zunächst kurz bergab, um dann in einem längeren steilen Anstieg auf den Rogerspass hinauf zu führen. 
Der 1330 m hohe Pass ist nach seinem Entdecker benannt, der den von der Eisenbahngesellschaft ausgestellten Scheck für seine Dienste allerdings zunächst nur gerahmt an die Wand gehängt hat und nicht einlösen wollte, da der Ruhm durch die Namensgebung für ihn Lohn genug sei. Die Eisenbahngesellschaft konnte ihn mit einer gravierten Uhr als Geschenk dann doch zum Einlösen des Schecks bewegen. Seltsame Geschichte.
Die Zufahrt zum Pass ist von beiden Seiten steil und der Transcanadian Highway 1 ist beiderseits von noch steileren Hängen umgeben. Bei einer jährlichen Schneemenge von 10 m wundert es daher nicht, dass dieser Bereich extrem lawienengefährdet ist. Im Winter löst die kanadische Armee mit 105mm-Haubitzen auf Anforderung der Nationalpark-Verwaltung kontrollierte Lawienenabgänge aus.
Als Schutz vor Lawienen und Geröllabgängen gibt es mehrere Tunnel und Gallerien, die aber über einen ausreichend breiten Seitenstreifen verfügen. Nur im längsten und dunkelsten Tunnel fehlt blöderweise der Markierungsstreifen, so dass die Raumaufteilung etwas unklar bleibt.
Auf der Westseite des Passes gab es einen längeren Stau, da der Verkehr für Sprengarbeiten an Felsstürtzen angehalten wurde. Aber das hat uns als Radfahrer kaum Zeit gekostet.

Tag 13: Rogers - Revelstoke

Wir haben die Rocky Mountains verlassen  (wir befinden uns nun im Bereich der Columbia Mountains). Das bedeutet, wir kommen langsam wieder vom unbezahlbar teuren Kanada zurück ins Kanada teuer, aber bezahlbar.
Gestartet sind wir morgens mit Regen und die Regensachen brauchten wir auch den ganzen Tag nicht ausziehen, immer wieder gab es heftige Schauer. Das führte zu einer ganz eigentümlichen Stimmung: die Berge wolkenverhangen, aber immer wieder reißt der Himmel kurz auf um ein paar Sonnenstrahlen durchzulassen, besonders morgens wirkte alles etwas mystisch und eigenartig schön. Auch der Verkehr war morgens noch erträglich. Nachmittags dagegen reihte sich Fahrzeug an Fahrzeug, von der schönen Umgebung habe ich dann kaum noch etwas wahrgenommen. Morgen wollen wir früh los, in der Hoffnung bei wenig Verkehr möglichst viele km zu radeln.

Donnerstag, 20. August 2015

Tag 12: Golden - Rogers

Heute war nur ein sehr kurzer Fahrradtag. Wir sind schon um 13.00 an unserem Zielort, eine nette Lodge kurz vor dem Rogers-Pass angekommen. Da es heute nur am Highway1 entlang ging, war ich sehr dankbar für die frühe Ankunft. Leider müssen wir die nächsten 300 km weiter diesem stark befahrenem Highway folgen, bevor es wieder angenehmer wird. Aber gut, da muss ich jetzt durch.
Um unsere Reisekasse etwas zu entspannen, sind wir gestern in Golden in einem einfachen Bed&Breakfast abgestiegen, betrieben von drei 65+ Senioren. Im Haus keine Schuhe erlaubt,  Gemeinschaftsbad mit drei weiteren Schlafzimmern, kein Schlüssel zum abschließen, Blümchenbettwäsche wie aus den 70ern, die Räume sind sehr hellhörig. Aber alles war sauber. Und irgendwie war es doch schön, anstelle von Plastik- oder Styroportellern von Porzellangeschirr (mit Blümchendekor) an einem antiken großen Holztisch mit Häckeldeckchen zu frühstücken.
In Golden mussten wir dann für die nächsten 150 km Proviant einkaufen. Das hat sich als unnötig herausgestellt, denn hier in der Lodge gibt es Abendessen, Frühstück und ein Lunchpaket für den morgigen Tag. Bei Kaffee und Tee und der schönen Aussicht auf die Rockies haben wir den Nachmittag dann sehr entspannt verbracht. Sehr angenehm hier, möchte morgen gar nicht wieder los auf den Highway.

Tag 12: Golden - Rogers

Da heute nur 57 km und nur 574 Höhenmeter anstehen, gibt es nur eine Halbtagesetappe Das fühlt sich ja fast schon nach Urlaub an.

In Golden mündet der Kicking Horse River in den Columbia River, dem wir flussaufwärts folgen. Der Transcanadian Highway 1 führt parallel zu Bahntrasse der Canadian Pacific Railway. Die Züge, die auf diesen Gleisen fahren, sind spektakulär: auf den Waggons stapeln sich zwei Überseecontainer übereinander und die Waggons reihen sich nahezu endlos aneinander. Dank computergesteuerter Distributed Power Technologie werden die Züge von mehreren Lokomotiven angetrieben. Vier Lokomotiven sind keine Seltenheit. Canadian Pacifik betreibt so Züge mit einer Länge von 4.200 m. Wahnsinn. Allerdings sind die Züge sehr langsam unterwegs: fährt einer am Hotel vorbei, so hört man ihn ewig lange.
Morgen geht es weiter zum Rogerspass.

Mittwoch, 19. August 2015

Tag 11: Lake Louise - Golden

Heute haben wir es etwas langsamer angehen lassen und im Hotel gefrühstückt. Von dem Ort Lake Louise zum See Lake Louise sind es 4 km. Auf diesen 4 km kann sich der Urlauber wie zuhause fühlen: morgentliche rush hour auf der Straße wie daheim. Naja, Lake Louise ist für Mietwagen-/Campingmobilfahrer das, was Dubrovnik für Kreuzfahrttouristen ist. Aber zurück zur Landschaft: toll. Lake Louise bei blauem Himmel sieht hübsch aus.
Vom See sind wir entlang eines für Autos gesperrten Weg über die Wasserscheide Great Divide zum Transcanadian Highway 1 gefahren. Auf dem Abschnitt nach Golden hat der Highway verschiedene Gesichter: mal angenehm zu befahren, mal, äh, nicht ganz so angenehm. Hängt halt von der Breite des Seitenstreifens ab, und die variiert. Der Highway führt größtenteils am Kicking Horse River entlang und ist für eine Straße dieser Größenordnung sehr steil. Zum Glück sind wir bergab gefahren. Besonders spektakulär ist die Fahrt über die Park Bridge, die 80 m über den Kicking Horse River führt.
Das Wetter hat es heute zu gut mit uns gemeint: Temperaturen über 30°C und starker Gegenwind. Selbst bei 3% Gefälle müssen wir kräftig in die Pedale treten, um voran zu kommen. Aber auch heute hat uns der Blick auf die Landschaft für die Strapazen entschädigt.

Tag 11: Lake Louise - Golden

Eigentlich war ich heute auf eine einfache Etappe eingestellt: auf der 90 km Fahrt nach Golden verlieren wir ca. 700 Hm. Das klingt doch ziemlich einfach. Daher haben wir es morgens etwas langsamer angehen lassen und uns viel Zeit bei den Zwischenstops gelassen, z.B. am  See Lake Louise, der sich ca. 200 Hm oberhalb des Dorfes Lake Louise befindet. Der See ist sehr schön, aber es werden Busweise Touristen dorthin gefahren. Mich hat der See an den Königssee in Bayern erinnert, ohne Trompetenecho, dafür mit Blick auf einen Gletscher. Lustig ist, das dort viele Touristen mit Bärenglöckchen rumlaufen, überall klingelt es. Dann sind wir ca. 7 km auf einem offiziellen Radweg (super! Kein Verkehr, wir hatten den Weg für uns allein) bis zum Transcanadian Highway1 gefahren. Der wiederum ist autobahnähnlich und stark befahren. Ich habe mir die Wohnmobile der letzten 2 Tage zurückgewünscht, über die ich mich gestern beschwert habe. Aber es sollte schlimmer kommen: bis auf 10 km Länge kurz vor Golden ist der Highway gut asphaltiert mit breitem Seitenstreifen. Aber auf diesen 10 km müssen wir uns eine einspurige Fahrbahn (mit unbefestigtem bzw. teilweise ganz ohne Seitenstreifen) mit dem starken Verkehr teilen. Da bleibt bei mir nicht mehr viel Konzentration für die tolle Landschaft über. Und die war sehr beeindruckend. Insbesondere der "Kicking Horse Canyon" hat mir sehr gut gefallen, das enge, steile Tal indem sich der Highway an den Felsen hoch- bzw. runterwindet ist toll. Er erinnert stark an die engen Täler in Tirol.
Alles in allem bin ich doch mit dem Tag zufrieden, er war anstrengender als erwartet  (wir hatten sehr starken Gegenwind), der Verkehr war stärker als erwartet, aber die Landschaft belohnt für die Mühen.

Dienstag, 18. August 2015

Tag 10: Icefield - Lake Louise

Vom Columbia Icefield nach Lake Louise sind es 129 km bei einem Anstieg von 1200 m. Also wieder früh aufstehen und um 07:00 losfahren. Die Wettergötter meinen es gut mit uns: kurz vor sieben Uhr hört der Regen auf. Kalt ist es trotzdem, wenn auch nicht so schlimm wie gestern.
Wir verlassen das Gletschergebiet und fahren runter zum Abzweig des David Thompson Highways auf rund 1400m Höhe. Hier ist gleichzeitig die erste und einzige Verpflegungsmöglichkeit. Das Wetter ist super, Kaffee und Sandwich essen wir draußen in der Sonne. Und dann geht es wieder hoch auf 2037 m Höhe. Der Anstieg ist mit 6 bis 7% recht steil. Ab den Waterfowl Lakes ist die Straße neu asphaltiert. Oder andersherum: bis zu den Waterfowl Lakes ist der Seitenstreifen alle 2 m von tiefen Querrinnen durchzogen und sehr unangenehm zu befahren.
Die Landschaft links und rechts der Straße ist ausgesprochen schön: Flüsse, Seen, Gletscher, Gipfelzüge, Bäche und Wasserfälle wechseln sich ab. Die letzten Kilometer geht es ordentlich bergab, wir übernachten unterhalb von 1600m.
Der Icefield Parkway mündet kurz vor Lake Louise im Transcanadian Highway 1, den wir etwa 2 km befahren, bevor wir ins Hotel abbiegen. Der Highway 1 ähnelt auf diesem Stück einer Bundesautobahn. Oh man, hoffentlich sieht das westlich von hier anders aus, denn früher oder später werden wir auf den nochmal auffahren.

Tag 10: Icefield - Lake Louise

Es war ein wunderschöner Tag, aber mein Highlight kam heute ganz zum Schluss: in Lake Louise gibt es einen Candy-Shop mit echtem! holländischen Lakritz. Ich habe mir gleich eine große Tüte mit meinen Lieblungssorten zusammenstellen lassen - und obwohl ich schon jetzt viel zu viele davon gegessen habe, wird die Tüte den morgigen Tag nicht erleben.
Aber jetzt zurück zum Tourstart: wir beginnen den Tag mit Sandwiches vom Vortag, denn Frühstück gibt es erst ab 8.00 - zu spät für uns. Dafür haben wir in den ersten Stunden die Straße (und damit auch die Natur) fast für uns alleine - herrlich! Das Panorama bei aufgehender Sonne ist gigantisch und dafür erträgt man auch die Kälte tapfer! Leider bleibt das mit dem Verkehr nicht so, und vieles von der Faszination geht dadurch verloren. Trotzdem ist der Icefield Parkway großartig. Das Mittagsessen war dagegen eine Katastrophe: das waren die schlechtesten und teuersten Sandwiches die ich je gegessen bzw. nicht gegessen habe. 10$ für ein trockenes, ungeniessbares Stück Brot mit undefiniertem Inhalt - ich habe heute erstmalig meine Notfallration Müsliriegel einsetzen müssen. Aber davon lassen wir uns nicht die Laune verderben. Es folgt ein Anstieg von knapp 700 Hm auf ca. 2100 m NN und dann eine rauschende 40 km Abfahrt nach Lake Louise. Das war ein anstrengender, aber toller Tag. Gekrönt wird der Tag dann mit einem superleckeren "Mountain-Burger" und einem tollen "Strawberry-Short-Cake" und .... den holländischen Lakritz .

Montag, 17. August 2015

Tag 09: Jasper - Icefield

Kalt, kalt und kalt. Morgens, Mittags und Abends. Auch die Anstrengung der knapp 1400 Hm hat die Muskeln nicht durchgewärmt. Aber es hat sich gelohnt: der Tag war spektakulär. Insbesondere der Icefield Park mit dem Glacier Skywalk ist super. Der 2014 eröffnete Skywalk ist eine Glassplattform über einem 280 m tiefen Tal mit Blick auf die Gletscher. Wirklich beeindruckend. Direkt zu den Gletschern sind wir aufgrund der späten Uhrzeit nicht mehr gefahren, wurden aber beim Abendessen mit einem schönen Blick belohnt. Die Freundlichkeit der Leute hier oben am Icefield Park gegenüber Radfahrer ist übrigens sehr hoch und als Grund wird genannt "...weil Ihr Euch bis hierhin hochgequält habt. "
Ach, hätte ich fast vergessen:
heute gesehene Wildtiere: 3 Bergziegen (in 280m Höhe vom Skywalk aus gesehen); während des Fahrradfahrens gesehen: 0

Tag 09: Jasper - Icefield

Heute steht ein außergewöhnlich anstrengender Tag auf dem Plan, Grund genug, außergewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen: Wecker auf 05:15 stellen (was wegen der Zeitumstellung gefühlte 04:15 sind), frühstücken, losfahren. Um kurz vor 07:00 sind wir unterwegs. Das ist kein Spaß: bei -1°C ist es verdammt kalt auf dem Rad. Und bis uns die ersten Sonnenstrahlen wärmen, dauert es noch.
Unterwegs machen wir an den Athabasca Wasserfällen halt, später an den Sunwapta-Fällen.
Die wahre Herausforderung kommt auf den letzten 10 km: mit einer Steigung von bis zu 10% müssen wir in das Columbia Icefield hoch, unser Hotel liegt auf einer Höhe von etwa 1950m. Die letzten 500 Höhenmeter müssen in diesen 10 km bewältigt werden und es geht kurzvor dem Ziel nochmal heftig bergab.
Am Ende sind wir froh, daß wir im Hotel angekommen sind. War ein hartes Stück Arbeit. Die Mühe hat sich gelohnt: der Blick auf den Gletscher entschädigt für alle Strapazen.

Sonntag, 16. August 2015

Tag 08: Tete Jaune - Jasper

Heute morgen haben wir uns beim Frühstück mit Elli, Andreas und Quing ein wenig verquatscht. Quing ist eigentlich Molekülarbiologin, reist aber seit 2 Jahren durch Nordamerika und hat einen Roman geschrieben, weil ihr das mehr Spaß macht. War ein schönes Frühstück, aber deswegen kamen wir erst nach 08:00 los.
Der Highway 16 / Yellowhead Highway hat uns zunachst zum Robson Pass auf etwa 1130 m Höhe geführt. Der Pass ist nach dem Mount Robson benannt, dem höchsten Berg der kanadischen Rocky Mountains. Auf der Passhöhe ist nicht nur die Grenze zwischen British Columbia und Alberta (was ja eher unerheblich ist), sondern auch die Grenze zwischen Pazific Standard Time und Mountain Standard Time: wir verlieren eine Stunde (was durchaus erheblich ist).
Auf der Ostseite des Passes ging es schließlich bergab nach Jasper.
Ich sag es mal gleich zu Anfang: das zwischen mir und diesem Jaspar, das hat nicht sonderlich gut funktioniert. Fürchterliche Stadt. Was Dubrovnik für Kreuzfahrttouristen ist, das ist Jaspar für Wohnwagentouristen. Völlig überlaufen, die Stadt kann die Menge an Besuchern nicht verkraften. Das Zentrum besteht nur aus schlechten Fastfood-Gaststätten ober Souvenier-billig-ramsch-läden. Alles ist bis weit über die Grenzen des Anstands überteuert. Aber es gibt auch Positives aus Jasper zu berichten: Zu meiner Überraschung kostet das Flaschenpfand aber genau sovielwie sonstwo in Alberta. Sogesehen ist die PET-Flasche ein ziemliches Schnäppchen, ich überlege, mir eine als Andenken zu kaufen.
Im Hotel wurde mir recht unfreundlich mitgeteilt, dass die Räder gefälligst in den Ski-Keller gebracht werden müssen. Als ich nach anderen Möglichkeiten gefragt habe, stand man kurz davor, mir 250 Dollar Strafe für die Räder zu berechnen. Über das ungepflegte Erscheinungsbild des Chefs will ich mal besser schweigen.

Tag 08: Tete Jaune - Jasper

Ich sage es gleich am Anfang: Jasper (unser heutiger Übernachtungsort) und Falko, werden keine Freunde. Mark (von den Country Cabins) hatte das Gebiet hier während der Hochsaison als Zoo bezeichnet. Er hat Recht, und wir sind jetzt auch Teil davon. 10$ pro Person und Tag zahlt man bei der Einfahrt in den Nationalpark. Übernachtung zu "bezahlbaren Preisen" gibt es nicht. Für Essen darf man auch ca. 50-60% aufschlagen. Trotzdem sind die vielen Restaurants, Cafes und Souvenirshops voll von Touristen (inkl. uns). Freundlichkeit wird hier übrigens anders gelebt als bislang - so wie man es halt von einer Touristenhochburg erwartet. Zwei weitere Tage werden wir im Nationalpark bleiben. Bin sehr gespannt, was in der Gesamtbewertung überwiegt: die Natur oder das "Drumherum". Übrigens:  Anzahl der Wildtiere, die wir heute gesehen haben: 0

Samstag, 15. August 2015

Tag 07: Crescent Spur - Tete Jaune

Auch heute sind wir wieder gut vorangekommen. Wir radeln den Highway 16 fast ohne Pausen entlang. Es ist so einsam hier, dass wir seid 3 Tagen nur eine Möglichkeit hatten unser Getränke-/Essensreserven aufzufüllen. Das Mittagessen (fertige Sandwiches) nehmen wir einfach auf dem Seitenstreifen zu uns. Kleine Picknickplätze gibt es (ca. alle 50 km), aber nicht da wo wir gerade Hunger haben. Es ist schon alles sehr, sehr einsam hier. Auch unser heutiger Übernachtungsort Tete Jaune besteht nur aus einer Handvoll Häusern (viele davon mit Gästezimmern) und einem Campingplatz mit Restaurant.
Obwohl es so einsam ist, sehen wir sehr wenige Tiere: Immerhin heute waren es mehrere Adler, ein Reh und eine Elchkuh. So eine Elchkuh ist riesig groß, gut dass sie mehr Angst vor uns hatte als wir vor ihr.

Tag 07: Crescent Spur - Tete Jaune

Die heutigen 115 km unterscheiden sich von den letzten Tagen nur durch die Berge links und rechts der Straße: im Osten die Rocky Mountains, im Westen das Cariboo Gebirge. Nichts spektakuläres. Umso interessanter die Gespräche, die wir heute geführt haben: Mark, der aus der Hektik der Großstadt ausgestiegen ist, in der Wildnis lebt und Blockhütten vermietet. Zum Beispiel an uns. Bei der Gelegenheit nochmal vielen Dank, Mark, für Deine Gastfreundschaft!
Oder Xavier aus Chile, der mit seinem Motorrad nach Alaska fährt. Von Chile.
Oder Herbert, der als Frührentner mit seiner Frau für 10 Jahre nach Kanada ausgewandert ist - auf Zeit. 
Völlig unterschiedliche Lebensentwürfe abseits des Mainstreams aber interessante Lebensgeschichten und herausragende Charaktere.
Wir lassen den Abend auf der Terasse eines Restaurants am Fraser River ausklingen und geniessen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Morgen wird wieder ein anstrengender Tag.

Freitag, 14. August 2015

Tag 06: Purden Lake - Crescent Spur

Die heutigen 100 km und 900 Hm haben wir schnell geschafft. Die Radfahrbedingungen sind ideal: angenehmes Wetter, wenig Verkehr, super Asphalt. Für spektakuläre Fotos ist der bedeckte Himmel allerdings nicht geeignet; auch ist das Fotomotiv immer gleich: viel Wald mit unendlich langem Highway. Wildtiere lassen sich auch keine blicken (ich bin darüber aber nicht so unglücklich wie Falko). Man hat uns gesagt, dass es Ihnen im Tal zu warm ist, und sich die Tiere in die höheren Regionen verzogen haben. Wir sitzen gerade auf der Terasse unseres Ferienhäuschens und genießen die Ruhe und die letzten Sonnenstrahlen.  Herrlich! Ein wunderschöner Tag war das heute!

Tag 06: Purden - Crescent Spur

Das Frühstück heute besteht aus dem, was wir gestern in Prince George gekauft haben. Das klingt trostloser als es ist: da wir für die Nacht ein komplettes Blockhaus samt Küche gemietet haben, können wir unser Frühstück im Ofen aufwärmen. Jetzt klingt es allerdings besser als es ist. 

Um 07:00 brechen wir auf und folgen dem Yellowhead Highway in Richtung Westen. Unterwegs hat ein Pickup angehalten, Fahrer und Beifahrer steigen aus und fragen nach, ob wir ausreichend Wasser und Essen dabei haben. Man bieten uns Obst und Gebäck an, ich lasse mich zu einer Nussschnecke einladen. Der Fahrer erzählt von seiner letzten Radtour: von Vancouver nach Key West, Florida. Sehr nette Leute, vielen Dank. 

Am Nachmittag erreichen wir Crescent Spur, wo wir wiederum eine Holzhütte gemietet haben. Diesmal mit Küche und zwei lieben Wachhunden.

Donnerstag, 13. August 2015

Tag 05: Prince George - Purden Lake

Da wir ab heute nicht mehr auf der Hauptroute unterwegs sind, waren es angenehme 64 km mit wenig Verkehr. Sich den Highway mit den Wohnmobilfahrern zu teilen ist kein Problem. Obwohl wenig Verkehr ist und immer wieder Verkehrsschilder vor starkem Wildwechsel (Bären, Elche und Rehe) warnen, haben wir bislang nur ein Eichhörnchen gesehen. Heute morgen sind wir bei leichtem Regen gestartet, aber jetzt knallt die Sonne wieder vom strahlendblauen Himmel. Derzeit sitzen wir noch enspannt in der Sonne mit dem Wissen, dass die nächsten 5 Tage sehr viel anstrengender werden. Das leichte Einfahren ist ab jetzt vorbei.

Tag 05: Prince George - Purden Lake

Heute morgen sind wir erst spät losgekommen, da wir für die kommenden Tage Proviant gekauft haben. Der vor uns liegende Streckenabschnitt ist wieder mal mit eingeschränkter Versorgungsmöglichkeit, sicherheitshalber bereiten wir uns auf zwei Tage Selbstverpflegung vor.  
Die 64 km bis zum Purden Lake waren trotzdem schnell geschafft, angenehmerweise war der Himmel bewölkt und die Temperatur nicht zu hoch.

Mittwoch, 12. August 2015

Tag 04: Vanderhoof - Prince George

Das Highlight des Tages war heute das Abendessen: Wir haben am Pirate Pak Day teilgenommen. Durch Zufall sind wir in einem Lokal gelandet, das am 12.08. eine Aktion für Kinder mit "serious medical conditions" durchführt. Für jeden Erwachsenen, der als Hauptgericht ein Pirate Pak bestellt, werden 2$ gespendet. Da waren wir natürlich dabei. War gar nicht schlecht und es ist eine Superstimmung im Lokal. Die Bedienungen sind als Pirat verkleidet (und sehr, sehr freundlich) und auf jedem Tisch stehen mindestens 2 Piratenschiffe vor zufriedenen Gästen.

Tag 04: Vanderhoof - Prince George

Gestern war es zu kalt, heute zu warm. Ab 12:00 Uhr zeigte das Bord-Thermometer 32°C an. Da waren mir die 4°C vorgestern morgen aber lieber. Außerdem war heute ein Tag mit eingeschränkter Verpflegungsmöglichkeit: die erste Gelegenheit zum Bunkern von Proviant war eine Tankstelle nach 82 km. Direkt hinter einem steilen Anstieg kam die Tanke zur rechten Zeit. 

Der Yelloewhead Highway hat im Bereich um Prince George recht viel Verkehr, was das Radfahren etwas unangenehm macht. Der Seitenstreifen ist aber meistens breit genug, um ausreichend Abstand zu den Trucks zu wahren. Meistens. 

Wenn man von so einem überlangen Langholz-Lkw überholt wird, dann führt das dazu, dass man von dem Sog des Fahrzeugs angesaugt und beschleunigt wird. Ein sehr angenehmer Effekt. Zumindest wenn man zufällig in die gleiche Richtung will.

Dienstag, 11. August 2015

Tag 03: Houston - Vanderhoof

Angesichts der Länge der heuten Etappe von 130 km gab es nur einen vernünftigen Plan: früh aufstehen, gut frühstücken, Proviant für den Tag einkaufen, losfahren. Und das alles bis 07:00.
Die Umsetzung war erstaunlich gut: 10 Minuten vor sieben Uhr sind wir gestartet. Unglücklicherweise war es um diese Uhrzeit wieder verdammt kalt, teilweise nur 5° C / 41° Fahrenheit.
Etwa zwei Drittel der Fläche von British Columbia besteht aus Wald. Nach der heutigen Etappe halte ich diese Zahl jedoch für untertrieben, vermutlich gibt es noch eine Dunkelziffer. So ist es nicht überraschend, dass wir heute den ganzen Tag nur Wald gesehen haben. Und auf dem Highway war es auch nicht besser: ständig wurden wir von Langholz-Lkws überholt.
Über das Abendessen hat Marion bereits berichtet, das war eher mittelmäßig. Aber allemal besser als ein Abendessen mit Donald Trump.

Tag 03: Burns Lake - Vanderhoof

Mit 130 km und 800 Hm war es heute der erste anstrengende Tag. Spektakulärer als die ersten 2 Tage war es aber nicht. Der Highway zieht sich endlos hin. Auch morgen erwarten wir noch einen ähnlich unspektakulären Tag, bevor es dann in die bekannten Touristenregionen geht. Gestartet sind wir den Tag -mangels Alternativen- mit einem Fastfood-Frühstück. Zum Abendessen hat man uns wieder die Fastfoodketten empfohlen. Wir haben uns aber für ein Lokal mit überteuerten und schlechten Burgern entschieden. Morgen früh zum Frühstück nehmen wir wieder die Fastfoodbude - so schlecht war es doch nicht.

Montag, 10. August 2015

Tag 02: Houston - Burns Lake

Der Fahrradtag startet um 8.30 mit gefühlten -6°C. Falko meint, ich übertreibe: es sind warme +6°C. Doch es wird schnell wärmer: gegen Mittag holen wir die Sonnencreme raus. Zu spät wie sich Abends herausstellt. Morgen machen wir es besser: ich packe die Sonnencreme ganz nach oben. Der Fahrradtag war wieder unspektakulär. Spektakulär dagegen ist die Lautstärke der Fahrzeuge: alles hört sich an, als würde man  gerade von einem Düsenjet überholt. Ob das hier so gewollt ist, oder die Reparatur von Abgasanlagen zu teuer ist, muss ich noch nachfragen.... Wir waren aufgrund der nur 80 km Etappe schon um 14.30 am Motel. Burns Lake ist noch trostloser als Houston. Wir fragen nach einem Restaurant mit lokalem Essen. Man verweist uns an die 2 ansässigen Burgerketten, aber empfehlen könne man "den Chinesen". Armer Falko, wieder keinen Burger.

Tag 02: Houston - Burns Lake

Kleine Überraschung beim Losfahren: mit 6°C ist es für mein Temperaturempfinden recht kalt. Der Nebel hat's auch nicht gerade besser gemacht. Marion entscheidet sich für Handschuhe. Ich entscheide mich für den Kauf von Handschuhen bei nächster Gelegenheit. 

Und sonst? Der Yellowhead Highway sieht eigentlich auf jedem Kilometer gleich aus. Links und rechts Wald, vorne ein teilweise kilometerweit einsehbares Asphaltband. Der Verkehr ist mäßig, eine Unterscheidung zwischen Pkw- und Lkw-Verkehr macht keinen Sinn, da hier jeder Mensch statt Pkw einen Pickup fährt, das wiederum lauter als ein Lkw ist.

Der Anstieg zum Six Mile Pass (840m) ist zweispurig. Kling nett, ist aber ein sicheres Zeichen für eine Steigung von über 7%. 

Sonntag, 9. August 2015

Tag 01: Smithers - Houston

Die 63 km der heutigen Etappe waren als Halbtagesetappe schnell gefahren. Blöd nur, dass es sich in den Beinen mehr nach Ganztagesetappe anfühlt. Schuld daran ist vermutlich der Hungry Hill Pass über den uns der Yellowhead Highway geführt hat. Bis zur Passhöhe auf 844m gibt es Steigungen von über 7% zu bezwingen. Für Radfahrer ist es nie ein gutes Zeichen, wenn ein Anstieg einen eigenen Namen hat. Das macht man meiner Beobachtung nach nur dann, wenn es wirklich anstrengend ist.
Der heutige Etappenort Houston gehört zu den eher unscheinbaren Städten. Gut 3000 Einwohner, eine Tankstelle, ein seveneleven Supermarkt und drei Motels. Die Übernachtungsgäste kommen zum Angeln hierher. Naja, mehr gibts hier auch nicht zu tun.
Im seveneleven Supermarkt habe ich um nicht aufzufallen das gemacht, was alle machen: mir einen Kaffee gekauft. Kaffee ist ein großes Ding in kanadischen Supermärkten: Man kann aus unzähligen Thermokübeln seinen Pappbecher befüllen, sich aus 8 verschiedenen Sirupsorten bedienen und zwischen 4 verschiedenen Milcharten wählen. Die Selbstbedienung hat den Vorteil, dass ich so viel Karamel-Sirip nehmen konnte, wie ich wollte. Was sich rein geschmacklich jedoch als Nachteil entpuppt hat.

Tag 01: Smithers - Houston

Ganz schön kalt hier!  Bin mit Fleecepullover Fahrrad gefahren. Aber ich will nicht jammern, wir haben Glück: es hat heute nicht geregnet. Die letzte Woche soll es hier durchgängig  geregnet haben, aber nun ist die Wettervorhersage positiv. Heute war ein kurzer, unspektakulärer Fahrradtag. Nur gut 60 km (das nächste Motel kommt erst in 80km) und knapp 600 Hm am Highway entlang. Wir waren schon gegen 13.00 im Motel in Houston, es ist recht trostlos hier. Das beste Restaurant am Platz ist ein indisches Restaurant, wie gestern auch. Ich bin glücklich. Aber das geht leider nicht so weiter: Falko wünscht sich für morgen Abend eine Burgerschmiede...

Samstag, 8. August 2015

Tag 00: Anreise geschafft

Der Fahrradtransport hat sich dieses Jahr um einiges schwieriger gestaltet als üblich. Das war ein Bangen und Hoffen - aber am Ende ist alles gut ausgegangen: Die Fahrräder sind unbeschadet in Smithers angekommen. Nachdem wir die Räder gestern nur noch schnell fahrfertig zusammengeschraubt haben (wir sind mit der letzten Maschine gekommen und der Flughafen schließt direkt danach), werden wir uns heute mit dem fahrsicheren Zusammenbau beschäftigen. Unser Willkommensessen haben wir angesichts der Uhrzeit gestern Abend bei McDonald's zu uns genommen. Planmäßig geht es morgen los mit Fahrradfahren. Wir hatten uns den Samstag zum Starten offen gehalten: aber sowohl wir als auch die Fahrräder brauchen den Samstag um in einen fahrradfahrtauglichen Zustand zu kommen. Ich freu mich auf Morgen...

Donnerstag, 6. August 2015

Tag 00: Anreise / letztes update

Da AirCanada Cargo sich kurzfristig aus dem Thema Fahrradtransport verabschiedet hat, haben wir dir Räder in Kartons verpackt und sind mit einem Sprinter von Sixt nach Frankfurt zum Flughafen gedüst. Zum Glück hat man von einem kostenlosen upgrade der Fahrzeugklasse abgesehen. Vermutlich hätte dafür mein Führerschein nicht gereicht. Der Transporter war natürlich total leer, wir haben ihn nur gemietet, damit die Kartons stehend transportiert werden können. Das Gepäck einer achtköpfigen Familie, die nach Südamerika auswandern will, hätten wir problemlos noch einladen können.
Am klimatisierten Flughafen hat Marion frierend das Gepäck bewacht, während ich mich bei 40°C ins Getümmel des frankfurter Berufsverkehrs begeben und den Sprinter ins Stadtzentrum gefahren habe. Transporter darf man nämlich nicht am Flughafen abgeben. Am frühen Abend haben wir Räder und Gepäck bei Lufthansa aufgegeben. Ich bin jedes mal auf's Neue überrascht, wie freundlich und hilfsbereit man sich hier um uns bemüht.

In Frankfurt haben wir um kurz vor sieben Uhr morgens zufällig gesehen, wie die Räder verladen wurden. Ein Fahrradkarton hat einen Spanngurt verloren. Der andere Spanngurt hing locker um den Karton und ist beim Verladen abgefallen. Die Flughafenmitarbeiter haben den Gurt provisorisch um den Karton gewickelt. Warum mich der Spanngurt so interessiert? Das Baggagetag mit dem Zielflughafen klebt dran! Oder besser gesagt: jetzt nicht mehr. Der Purser von LH hat sich auf mein Bitten um das Thema gekümmert und bestätigt, dass beide Räder trotzdem an Bord seien.

In London hat man uns mitgeteilt, dass eine Bestätigung, wo die Räder nun sind, erst kurz vor Abflug möglich sei. Das Air Canada Personal am Gate war nur bedingt hilfreich, es ist offensichtlich geschult im Abwimmeln von Kunden. Beim Bording sind wir dann zweigleisig vorgegangen: ich habe im Flugzeug den Dienstweg beschritten und habe mich über Flugbegleiter und Purser zum ersten Offizier vorgearbeitet, während Marion draußen am Gate den Load Manager gesucht hat. Marion war allerdings schneller: der Load Manager entpuppte sich als äußerst kompetente und freundliche Frau. Anhand der Gepäcknummern haben die beiden nachvollziehen können, dass alle Gepäckstücke an Board seien.

In Vancouver haben wir dann eine geschlagene Stunde am Sperrgutschalter auf unser Gepäck gewartet. Erfolglos. Am Schalter für verlorenes Gepäck hat man uns dann freundlicherweise darüber informiert, dass Gepäck aus London direkt durchgecheckt wird. Ein Vorführen beim Zoll sei bei Anschlussflügen aus London nicht erforderlich. Diese Ausnahme gilt ausschließlich für Flüge aus London. Das hat man uns allerdings nie gesagt, selbst in London wusste das niemand. Ja mehr noch: man hat uns das Gegenteil erzählt. Auch der Zollmitarbeiter, der unser ich-habe-nix-zu-verzollen-Vordruck eingesammelt hat, hat zweimal nachgefragt, ob wir wirklich ohne Fahrräder reisen.

Eine halbe Stunde vor Abflug nach Smithers haben wir uns am Gate eingefunden. Am Terminal C herrscht hektisches Treiben, weit und breit kein Fahrrad zu sehen, weit und breit kein ansprechbarer Mitarbeiter. Die Kurzstrecken werden von Air Canada Express bedient, einer Billigflugtochter von Air Canada, das bedeutet: jeder Mitarbeiter, der Zeit für Kundenwünsche hat, ist längs wegrationalisiert. Am Infoschalter frage ich, wie ich rausfinden kann, ob die Räder mitfliegen werden. Antwort: ich soll aus dem Fenster schauen, dann sehe ich doch, ob sie eingeladen werden. Ich verweise auf die fünf Kofferbelege und frage, ob sie da nicht andere Möglichkeiten habe. Antwort: möchten Sie, dass ich mit Ihnen aus dem Fenster schaue? Frechheit.

20 Minuten vor Abflug erscheint Personal an unserem Gate. Ich werde immer wieder abgewimmelt. Keine Fahrräder zu sehen. 10 Minuten vor Abflug immer noch keine Räder. So langsam wird allen Beteiligten klar, dass das hier nix mehr wird. Ich finde einen Mitarbeiter, der sich angesichts des Zeitdrucks um das Thema kümmert. Er ruft drei verschiedene Telefonnummern an, Ergebnis: keiner weiß, wo die Räder sind. Ich bestehe drauf, dass die Räder hier in Vancouver angekommen sind. Er telefoniert nochmal und beharrt darauf, dass die Räder noch in London sind. Aber dass kann nicht sein: Marion hat unsere fünf Gepäcknummern auf der Ladeliste in London mit eigenen Augen gesehen. Die Abflugzeit ist bereits deutlich überschritten, die Diskussion wird hitziger. Es bleibt dabei: laut Air Canada sind die Räder in London. Es ist weit über die Abflugzeit, länger können wir den Flug nicht aufhalten, eine Entscheidung muss her. Wir steigen in eine 25 Jahre alte Dash 8, in die sich vermutlich selbst der hartgesottenste kongolesische Freiheitskämpfer auf Dienstreisenicht freiwillig setzen würde und fliegen nach Smithers. Ohne Gepäck.

Unterwegs fallen uns Widersprüche auf: Marion hat die Gepäcknummern im Cargo Manifest gesehen. Die Räder sind nicht mehr in London. Und selbst wenn sie es nicht in unsere Maschine geschaft hätten, dann wären die längst mit einem anderen Flug auf dem Weg nach Kanada. Und überhaupt: warum fehlen alle 5 Gepäckstücke?
In Smithers dann wendet sich das Blatt zu unseren Gunsten: unser Gepäck hat die Mittagsmaschine von Vancouver nach Smithers genommen und wartet in Smithers auf uns. So viel zur Aussage, es sei noch in London. Mein Vertrauen in Air "die-Räder-sind-noch-in-London" Canada ist dahin.
Am Flughafen in Smithers treffen wir auf hilfsbereite Menschen, die uns beim Auspacken der Kartons helfen. Wir bauen die Räder zusammen und fahren ins Hotel.
War ein langer Tag. Mir reichts.

Montag, 3. August 2015

Air Canada Cargo lässt uns bitter im Stich.

Seit dem 15.09.2014 stehe ich in Kontakt mit Air Canada Cargo, um unsere Räder nach Canada bringen zu lassen. Die Mitarbeiter sind stets freundlich: Alles kein Problem. Ich baue um die Aussage von Air Canada Cargo unser eigenes Flugticket, plane die Route. Alles keine Problem, der freundliche Mitarbeiter beantwortet alle meine Fragen, Probleme sieht er da nicht.
Ende Juni sprechen wir nochmal die Abmessungen durch. Alles kein Problem. Ende August verabreden wir uns per Mail für die Übergabe der Fahrräer im Cargo-Bereich des Frankfurter Flughafens am 02. August. Ich kaufe Fahrkarten für die Bahn, hin mit Reservierung für die Räder, zurück ohne.
Am 31. August, weniger als 48 Studen vor der Übergabe der Räder in Frankfurt und nur wenige Stunden nach der letzten Bestätigungsmail dann ein Anruf von Air Canada Cargo: Der freundlich Mitarbeiter eröffnet mir, dass das mit den Rädern doch nicht klappt.

Hallo? Ja, die Gründe sind kompliziert, aber was mich auf die Palme bringt: das hätte man doch auch schon vor 9 Monaten rausfinden können! Über genau diese Probleme mailen wir seid Monaten hin und her! Meine Flugroute, die Route der Fahrräder, das war doch alles seit Monaten bekannt!

Leider ist der Fahrradtransport nicht überall so unkompliziert, wie bei der Lufthansa: Bei Air Canada muss das Rad in einem Karton verpackt sein, Breite + Höhe + Tiefe muss kleine als 2.92m sein. Ohne demontiertem Vorbau, abgeschraubten Pedalen und ausgebautem Vorderrad kaum zu erreichen. Das ist ziemlich genau das Packmaß eines Kinderrads. Und eine Garantie für eine Mitnahme auf dem innerkanadischen Anschlussflug bekomme ich auch nicht. Daher ja auch der ursprüngliche Plan, die Räder mit der Cargo-Tochter vorauszuschicken.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Tourvorbereitungen

Die Tourvorbereitungen für unsere diesjährige Tour laufen, am 09. August geht es los.

Nachdem wir 15 Jahre lang (fast) jeden Sommer zu dritt mit dem Fahrrad quer durch Europa gefahren sind, hat Frank 2013 eine Auszeit genommen, da er Vater von zwei Söhnen geworden ist. 2013 sind Marion und ich daher zu zweit durch Amerika geradelt, damit sich der Frank um den Radfahrernachwuchs kümmert konnte.

2014 waren wir wieder zu dritt von Budapest nach Dubrovnik unterwegs (www.europa-radtour.blogspot.de). Wer einen Sinn für Zahlen hat, der erkennt sofort unser neues System: in die geraden Jahren fahren wir durch Europa, die ungeraden Jahre trainiert Frank seine beiden Söhne, während Marion und ich unsere Amerika-Radtour fortsetzen.

2015 ist ein ungerades Jahr. Daher geht es am 09. August mit unserem Amerika-Projekt weiter. Wir werden berichten.