Donnerstag, 6. August 2015

Tag 00: Anreise / letztes update

Da AirCanada Cargo sich kurzfristig aus dem Thema Fahrradtransport verabschiedet hat, haben wir dir Räder in Kartons verpackt und sind mit einem Sprinter von Sixt nach Frankfurt zum Flughafen gedüst. Zum Glück hat man von einem kostenlosen upgrade der Fahrzeugklasse abgesehen. Vermutlich hätte dafür mein Führerschein nicht gereicht. Der Transporter war natürlich total leer, wir haben ihn nur gemietet, damit die Kartons stehend transportiert werden können. Das Gepäck einer achtköpfigen Familie, die nach Südamerika auswandern will, hätten wir problemlos noch einladen können.
Am klimatisierten Flughafen hat Marion frierend das Gepäck bewacht, während ich mich bei 40°C ins Getümmel des frankfurter Berufsverkehrs begeben und den Sprinter ins Stadtzentrum gefahren habe. Transporter darf man nämlich nicht am Flughafen abgeben. Am frühen Abend haben wir Räder und Gepäck bei Lufthansa aufgegeben. Ich bin jedes mal auf's Neue überrascht, wie freundlich und hilfsbereit man sich hier um uns bemüht.

In Frankfurt haben wir um kurz vor sieben Uhr morgens zufällig gesehen, wie die Räder verladen wurden. Ein Fahrradkarton hat einen Spanngurt verloren. Der andere Spanngurt hing locker um den Karton und ist beim Verladen abgefallen. Die Flughafenmitarbeiter haben den Gurt provisorisch um den Karton gewickelt. Warum mich der Spanngurt so interessiert? Das Baggagetag mit dem Zielflughafen klebt dran! Oder besser gesagt: jetzt nicht mehr. Der Purser von LH hat sich auf mein Bitten um das Thema gekümmert und bestätigt, dass beide Räder trotzdem an Bord seien.

In London hat man uns mitgeteilt, dass eine Bestätigung, wo die Räder nun sind, erst kurz vor Abflug möglich sei. Das Air Canada Personal am Gate war nur bedingt hilfreich, es ist offensichtlich geschult im Abwimmeln von Kunden. Beim Bording sind wir dann zweigleisig vorgegangen: ich habe im Flugzeug den Dienstweg beschritten und habe mich über Flugbegleiter und Purser zum ersten Offizier vorgearbeitet, während Marion draußen am Gate den Load Manager gesucht hat. Marion war allerdings schneller: der Load Manager entpuppte sich als äußerst kompetente und freundliche Frau. Anhand der Gepäcknummern haben die beiden nachvollziehen können, dass alle Gepäckstücke an Board seien.

In Vancouver haben wir dann eine geschlagene Stunde am Sperrgutschalter auf unser Gepäck gewartet. Erfolglos. Am Schalter für verlorenes Gepäck hat man uns dann freundlicherweise darüber informiert, dass Gepäck aus London direkt durchgecheckt wird. Ein Vorführen beim Zoll sei bei Anschlussflügen aus London nicht erforderlich. Diese Ausnahme gilt ausschließlich für Flüge aus London. Das hat man uns allerdings nie gesagt, selbst in London wusste das niemand. Ja mehr noch: man hat uns das Gegenteil erzählt. Auch der Zollmitarbeiter, der unser ich-habe-nix-zu-verzollen-Vordruck eingesammelt hat, hat zweimal nachgefragt, ob wir wirklich ohne Fahrräder reisen.

Eine halbe Stunde vor Abflug nach Smithers haben wir uns am Gate eingefunden. Am Terminal C herrscht hektisches Treiben, weit und breit kein Fahrrad zu sehen, weit und breit kein ansprechbarer Mitarbeiter. Die Kurzstrecken werden von Air Canada Express bedient, einer Billigflugtochter von Air Canada, das bedeutet: jeder Mitarbeiter, der Zeit für Kundenwünsche hat, ist längs wegrationalisiert. Am Infoschalter frage ich, wie ich rausfinden kann, ob die Räder mitfliegen werden. Antwort: ich soll aus dem Fenster schauen, dann sehe ich doch, ob sie eingeladen werden. Ich verweise auf die fünf Kofferbelege und frage, ob sie da nicht andere Möglichkeiten habe. Antwort: möchten Sie, dass ich mit Ihnen aus dem Fenster schaue? Frechheit.

20 Minuten vor Abflug erscheint Personal an unserem Gate. Ich werde immer wieder abgewimmelt. Keine Fahrräder zu sehen. 10 Minuten vor Abflug immer noch keine Räder. So langsam wird allen Beteiligten klar, dass das hier nix mehr wird. Ich finde einen Mitarbeiter, der sich angesichts des Zeitdrucks um das Thema kümmert. Er ruft drei verschiedene Telefonnummern an, Ergebnis: keiner weiß, wo die Räder sind. Ich bestehe drauf, dass die Räder hier in Vancouver angekommen sind. Er telefoniert nochmal und beharrt darauf, dass die Räder noch in London sind. Aber dass kann nicht sein: Marion hat unsere fünf Gepäcknummern auf der Ladeliste in London mit eigenen Augen gesehen. Die Abflugzeit ist bereits deutlich überschritten, die Diskussion wird hitziger. Es bleibt dabei: laut Air Canada sind die Räder in London. Es ist weit über die Abflugzeit, länger können wir den Flug nicht aufhalten, eine Entscheidung muss her. Wir steigen in eine 25 Jahre alte Dash 8, in die sich vermutlich selbst der hartgesottenste kongolesische Freiheitskämpfer auf Dienstreisenicht freiwillig setzen würde und fliegen nach Smithers. Ohne Gepäck.

Unterwegs fallen uns Widersprüche auf: Marion hat die Gepäcknummern im Cargo Manifest gesehen. Die Räder sind nicht mehr in London. Und selbst wenn sie es nicht in unsere Maschine geschaft hätten, dann wären die längst mit einem anderen Flug auf dem Weg nach Kanada. Und überhaupt: warum fehlen alle 5 Gepäckstücke?
In Smithers dann wendet sich das Blatt zu unseren Gunsten: unser Gepäck hat die Mittagsmaschine von Vancouver nach Smithers genommen und wartet in Smithers auf uns. So viel zur Aussage, es sei noch in London. Mein Vertrauen in Air "die-Räder-sind-noch-in-London" Canada ist dahin.
Am Flughafen in Smithers treffen wir auf hilfsbereite Menschen, die uns beim Auspacken der Kartons helfen. Wir bauen die Räder zusammen und fahren ins Hotel.
War ein langer Tag. Mir reichts.

1 Kommentar:

  1. hallo ,
    wünschen euch einen entspannten flug.das -abenteuer- beginnt morgen.
    gruss P/J + M/K

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