Sonntag, 18. August 2019

Tag 26: Heimflug

Heute steht der Heimflug an. Wir fahren mit den Rädern rüber zum internationalen Flughafen und werden am Check-In von Condor davon informiert, dass man die Räder nur in einem festen Karton verpackt mitnimmt. Die mitgebrachte Luftpolsterfolie reiche nicht aus. Das hatte ich in den Allgemeinen Beförderungsbedingungen anders gelesen und zum Zeitpunkt der Buchung war es auch anders. Der Hinflug ging ja auch ohne Karton nur mit Luftpolsterfolie.
Das ist mehr als ärgerlich, da wir nun innerhalb kürzester Zeit zwei Kartons organisieren und die Räder komplett zerlegen müssen. Am Ende haben wir das nur geschafft, weil wir von wohlwollenden Menschen vor Ort Hilfe bekommen haben.

Vier spannende Wochen liegen hinter uns. Tiere haben wir dieses Jahr nur wenige gesehen, dafür war die Landschaft umso spektakulärer. Egal ob Top of the World Highway, Klondike Highway oder Denali Highway: Wir durften eindrucksvolle Ausblicke, einsame Moment mitten in der Wildnis Nordamerikas und die Gastfreundschaft der Menschen vor Ort genießen. Und dafür sind wir sehr dankbar.

Samstag, 17. August 2019

Tag 25: Anchorage / Seward

Für unsere Tour nach Anchorage hatten wir 2 Puffertage zwischen Ankunft und Abflug eingeplant. Da die Radtour nach Plan verlief, können wir diese Tage nun für die Erkundung vor Ort verwenden. Gestern haben wir uns Anchorage angeschaut, heute sind wir mit dem Bus nach Seward gefahren. Seward liegt an einem Fjord am Golf von Alaska auf der Kenai Halbinsel. Von Seward kann man mit einem Boot in den Kenai Fjord National Park rausfahren und vom Wasser aus die Gletscher betrachten, die vom Harding Icefield aus zu Gletschereis komprimierten Schnee in den Golf von Alaska schieben. Wenn der Gletscher kalbt, dann rumpelt es wie beim Donner eines Gewitters und schlägt im Wasser hohe Wellen.
Unsere Tour ging bis zum Aialik Gletscher, dem größten Gletscher der Region. Der Anblick der riesigen Eisfront, mit der der Gletscher am Meer endet  ist gigantisch: das Ende des Gletschers ist über einen Kilometer breit und geschätzte 100 m hoch.

Freitag, 16. August 2019

Tag 25: Anchorgae / Seward

Das war der anstrengenste Tag der Tour:
5.30 Wecker - 3 Std. Busfahrt nach Seward - 1 Std. Wartezeit - 6 Std. Bötchenfahrt - 1 Std. Wartezeit - 3 Std. Busfahrt nach Anchorage.
Wir haben jetzt 21.45 und haben es gerade noch in ein Bistro geschafft, um noch eine Kleinigkeit zu essen.
Aber es hat sich gelohnt: Die Fjordfahrt zum Gletscher war gigantisch. Und: wir haben Orkas gesehen!!!! Es war ein toller Tag !!!
Nachtrag: Das zu später Stunde angesteuerte Bistro hat sich als Glücksfall erwiesen. Das Essen war superlecker. Wir haben alle Tage in Anchorage sehr gut gegessen. Während wir im Hinterland schon glücklich über einen Burger mit Pommes waren, haben wir hier in der Hauptstadt Alaskas eine leckere Auswahl von Fisch-, Fleisch- oder auch Nudelgerichte mit superleckeren Sossen genossen.

Donnerstag, 15. August 2019

Tag 24: Anchorage

Anchorage ist eine wirklich hässliche Stadt. So schön die Landschaften Alaskas sind, so unattraktiv ist die Innenstadt von Anchorage. Das einzig Attraktive hier ist ein 18 km langer Wander-/Radweg direkt am Meer entlang, der Coastal-Trail., den wir heute teilweise abgefahren sind.
Wir haben ausserdem den größten Flughafen der Welt für Wasserflugzeuge besucht. Hier haben auch viele Privatleute ein kleines Wasserflugzeug um in die entlegensten Regionen Alaskas zu kommen. Auch am internationalen Flughafen ist viel los, hier landen viele Frachflugzeuge von oder nach Asien für einen Tankzwischenstop.

Mittwoch, 14. August 2019

Tag 23: Wasilla - Anchorage

Geschafft! Am späten Mittag sind wir in Anchorage angekommen! Alle Unannehmlichkeiten der letzten Wochen sind vergessen (mal war es zu kalt, mal zu warm, die Steigungen über 10% waren übel, der Gegenwind frustrierend, ...),  jetzt freuen wir uns erstmal, am Ziel zu sein.
Wir hatten keinen einzigen Platten, mein Knie ist nach dem Sturz auch wieder verheilt und unterwegs durften wir eine Menge toller Leute kennenlernen. 
Darauf trinken wir jetzt erstmal ein Bier.

Tag 23: Wasilla - Anchorage

Der letzte Tag hatte noch eine Besonderheit: Wir mussten ca. 15 km auf dem autobahnaehnlichen Glenn- Highway Nr. 1 fahren, weil es keine Alternativen gibt. Gut, dass wir die restlichen 60 km auf Fahrradwegen bestreiten konnten. Wir haben die Ankunft in Anchorage mit einem grossenBier gefeiert und fallen jetzt müde, aber zufrieden, dass alles gut geklappt hat, ins Bett.
Mein Highlight des Tages: Fahrradfahren hält doch jung. Die Kellnerin wollte unsere Pässe sehen um unser Alter zu erfahren, als wir das Bier bestellten. O. k., es war etwas dunkel in der Brauerei ....


Tag 22: Sheep Creek Lodge - Wasilla

Am Tag 17 habe ich davon geschrieben, dass wir an der Bar der Clearwater  Lodge von einer jubelnden Gruppe begrüßt wurden. Heute Abend waren wir bei Nancy und Otto, einem Ehepaar dieser Gruppe, zum Abendessen eingeladen.
Es war ein schöner Abend mit leckerem Essen, der einmal mehr die Gastfreundschaft der Bewohner Alaskas zeigt.
Auf dem Rückweg haben dann noch eine Elchkuh mit Nachwuchs gesehen.

Dienstag, 13. August 2019

Tag 22: Sheep Creek Lodge - Wasilla

Endlich wieder ein "normales" Hotelzimmer mit eigenem Badezimmer. Die Zeit der Gemeinschaftsduschen und externen Plumsklos (Wege über 200m vom Schlafbereich entfernt sind normal gewesen) ist vorbei. Wir sind zurück in der Zivilisation. Das bedeutet auch: extrem starker Autoverkehr. Gut, dass es die letzten 60 km einen Radweg entlang des Highways gab.
Mein Highlight des Tages: Bis heute hatte ich geglaubt, Fahrradfahren hält jung und fit. Wir sind in der Mittagspause von einem Herren betagteren Alters (geschätzt 65+) gefragt worden, ob wir schon Rentner seien.
Ab heute sage ich nur noch: Fahrradfahren hält fit.

Montag, 12. August 2019

Tag 21: Byers Lake - Sheep Creek Lodge

Heute sind wir ohne erwähnenswerte Vorkommnisse dem Highway gefolgt. Das gibt mir die Gelegenheit, ein Detail zu erwähnen, das mir seit einigen Tagen erwähnenswert erscheint: vieles in Amerika ist deutlich simpler und einfacher als bei uns. Ich meine damit nicht den Präsidenten, sondern die Regeln im Straßenverkehr: im Bereich von Baustellen, also wo Menschen am Straßenrand arbeiten, wird die Strafe für jedes Vergehen verdoppelt. Am Anfang der Baustelle steht ein Schild, in dem die Verdoppelt angekündigt wird und am Ende der Baustelle wird die Verdoppelung wieder aufgehoben. So einfach ist das. Es ist so einfach und simpel, dass es vermutlich selbst der Präsident versteht.

Tag 21: Byers Lake - Sheep Creek Lodge

Nachdem Falko es gestern Abend geschafft hat aus feuchtem Holz den Ofen zum brennen zu bringen (hier möchte ich noch einmal echte Bewunderung für seine Ausdauer erklären!), sind wir morgens ohne Frieren aufgestanden. Bis wir alles gepackt haben, war es trotzdem schon nach 9.00 Uhr.
Die 96 km haben wir relativ schnell bewältigt, denn es ging nur am Parcks-Highway Nr. 3 entlang. Guter Asphalt aber auch extrem stark befahren. Besonders arg empfand ich die vielen Pickups mit Quads (ATV) und totem Caribou auf der Ladefläche Richtung Anchorage. Offensichtlich waren doch viele Jäger erfolgreich.

Tag 20: Cantwell - Byers Lake

Von dem guten Wetter hat Marion bereits berichtet. Auch den gigantischen Ausblick auf den Denali hat Marion bereits erwähnt. Dann möchte ich von unserem Frühstück berichten: Wir haben auf dem Cantwell Campingplatz in einer Holzhütte übernachtet und an der Tankstelle gefrühstückt. Nach mehreren entbehrungsreichen Tagen ist das wie im Paradies: Unmengen von heißem Kaffee und eine große Auswahl an süßen Sachen, die man zum Frühstück essen kann - oder zumindest könnte. Was so eine Tankstelle hält hergiebt. Allerdings: Um den Muffin war ein Papier drumherum. Das wusste ich nicht. Habe es abgebissen und mitgegessen.

Tag 20: Cantwell - Byers Lake

"Today is the day" - ich zitiere den Fahrradguide der Seniorentruppe, die wir vor 4 Tagen im Tangle River Inn getroffen haben. Er ist heute morgen mit einer neuen Truppe von Anchorage aufgebrochen und wir sind sehr überrascht ihn heute wieder zu sehen. Die neue Truppe hat ein wesentlich geringeres Durchschnittsalter, ist allerdings auch wesentlich unsportlicher.
Dieser Guide ist total begeistert über das Wetter, denn wir haben einen klaren Blick auf den Mount Denali. Das ist etwas ungewöhnliches, denn die meisten bekommen den Berg nur im Nebel zu sehen. 23° und strahlender Sonnenschein, so gutes Wetter hatten wir die letzten 3 Wochen nicht.
Mein Highlight des Tages ist Deb (Deborah): Sie ist Teil einer 3er Seniorenfahrradtruppe, die mit Zelt von Anchorage zum Denali unterwegs ist. Für sie ist es die erste grosse Fahrradtour mit Zelt. Zuvor hatte sie eine 390 Meilen Testtour von Pittsburgh nach DC Washington bestanden, damit die beiden Männer (die schon häufiger solche Touren gemacht haben) sie mitnehmen.
Sie ist total begeistert: alles ist soo anstrengend, aber alles ist auch sooo schön. Ich wünsche mir, dass ich mich in 20 Jahren auch noch zum Fahrradfahren mit Zelten begeistern kann.

Samstag, 10. August 2019

Tag 19: Clearwater - Cantwell

So, schon wieder einen Highway abgefahren: wir sind in Cantwell am westlichen Ende des Denali Highways angekommen. Nur 30 Prozent der Besucher bekommen den Berg zu sehen, da er ständig in einer Nebelwolke verborgen ist.
Der Denali Highway ist nur etwas mehr als 200 km lang, man hat ihn daher schnell abgefahren. Eröffnet wurde der Highway 1957 und seit jenen Tagen hat man an der Straßenoberfläche offensichtlich nichts mehr gemacht. Viel loser Schotter, viele Löcher, steile Anstiege.
Nochmal zum Mount Denali: es ist der höchste Berg Nordamerikas und der drittbekannteste Berg überhaupt - wie auch immer das ermittelt wird. Wem der Mount Denali trotzdem kein Begriff ist, dem sei gesagt, dass das Ding bis 2015 offiziell Mount McKinley hieß.
Auf dem Foto ist der Berg in Nebel gehüllt, aber wenn man ganz genau hinschaut...

Tag 19: Clearwater - Cantwell

Das waren anstrengende 86 km. Alles Rappelpiste und 800 hm mit großen Steigungen. Alles tut weh, aber man ist froh angekommen zu sein. Als Belohnung bekommen wir ein "leckeres" Abendessen an der Tanke. Hier müssen wir morgen auch frühstücken und uns für den kommenden Tag verpflegen, denn morgen Abend wird wieder eine einfache Schutzhütte im Nirgendwo unser Ziel sein. Heute Nacht haben wir immerhin eine kleine Cabin auf einem Campingplatz am Ende des Denali Highways.

Freitag, 9. August 2019

Tag18: McLaren River - Clearwater

Die 65 km heute muss ich in 2 Etappen beschreiben. Die ersten 45 km waren super: Superlandschaft, Superwetter. Die  letzten 20 km dagegen waren eine Qual.
Morgen beginnt hier die Jagdsaison. Halb Anchorage scheint sich am Nachmittag auf den Weg gemacht zu haben um ab morgen einen Caribou (lokale Elchart) jagen zu dürfen. Für uns bedeutet das: wir sind aus dem Staubnebel der Fahrzeuge nicht mehr rausgekommen. Die Strasse hier ist wirklich eine Katastrophe und so staubig sind wir schon lange nicht mehr am Zielort angekommen. Aber egal: geschafft ist geschafft.
Was die Jagdsaison angeht: Jeder Haushalt in Alaska darf einen Caribou schiessen.  Uns begegnen lauter Pickups mit männlichen Jägern die mind. 2 Quads (ATV) auf dem Anhänger mitführen. Auf dem Beifahrersitz sitzt häufig ein Mann mit langem weissem Bart. Scheint, dass die Fahrer für die Jagd noch ihren Opa eingepackt haben und dann heizen alle auf ihren Quads durch die Weite Alaskas um Caribous zu jagen. Die Quaddichte erscheint höher als die Cariboudichte. Ich glaube nicht, dass es für jeden einen Caribou gibt....

Tag 17: MacLaren River - Clearwater

Heute sind wir wieder ein Stück weiter nach Westen vorangekommen. Der Denali Highway ist zum Teil in schlechtem Zustand, die Fahrt ist mühsam.
Nach der Ankunft in der Lodge haben wir schnell geduscht um uns danach für ein, zwei Bier an die Bar zu setzen. Als wir die Hütte mit der Bar betreten, sitzen dort bereits 10 Leute, eine Frau ruft: "Hey, there are the two cyclists!" und alle applaudieren. Das hatten wir auch noch nicht. Die Truppe hat uns heute auf dem Highway überholt und war überrascht, uns wiederzusehen. Ich bin wieder überrascht, wie freundlich die Leute hier sind.
Ansonsten: mit 2 Caribou und 6 Wildschwänen haben wir heute einen neuen Rekord aufgestellt, wenngleich die Zahl noch immer gering ist.

Donnerstag, 8. August 2019

Tag 17: Tangle River - McLaren River

Heute ist ein Sonnencreme-Tag! Topwetter, Topaussicht auf den McLaren-Gletscher nördlich vom Denali- Highway.
PERFEKTER kann es nicht werden...
... obwohl, die Gravelroad ist eine echte Herausforderung. Die ist noch schlechter als die Rappelstrasse nach dem Grenzübertritt am Top of the World Highway.
Aber egal : es ist sooo toll hier, da trübt das langsame Fahren gar nicht die Stimmung.
Ausserdem haben wir wieder nur einen halben Tag eingeplant umd entspannen gerade in der McLarenRiver Lodge.
Drückt uns die Daumen, dass es morgen ähnlich schön wird!

Tag 16: Tangle River - McLaren River

Heute geht es bei bestem Wetter auf dem Denali Highway nach Westen, wobei es richtig heißen müsste: auf dem Denali Highway nach oben, denn zunächst ging es auf den McLaren Pass. Der liegt auf einer Höhe von 4086 Fuß, also etwa 1245 m. Dort oben bläst ein kalter Wind, während es weiter unten deutlich über 20°C warm ist.
Die Straße ist unangenehm zu befahren, einerseits ist der lose Schotter unschön, andererseits ist es recht staubig hier: entgegenkommende Fahrzeuge kann man schon von Weitem an ihrer Staubfahne erkennen.
Nachdem wir hier in Alaska kaum wilde Tiere gesehen haben, bin ich heute von einem besonders wilden Tier angefallen worden: erst wollte ich das Erdhörnchen nur fotografieren, aber dann hat das Hörnchen plötzlich an meinen Schuhen Gefallen gefunden und dran genagt. Marion meint, tagelang die Socken nicht zu wechseln, sei halt nicht klug. Andererseits ist sie froh, dass Wildtiere so zunächst auf mich aufmerksam werden.

Tag 16: Fielding Lake - Tangle River

Ich bin in einer Scripted Reality Show. Ich habe mich schon die ganzen Tage gefragt, warum es hier eine so hohe Dichte an "speziellen Charakteren" hat. Aber heute Abend ist mir klar geworden: das ist nicht echt. Das hat Falko alles organisiert: Der bizarre Kellner, der mit jedem Wort seine Gäste düpiert, die inhomogene Senioren- Fahrradtruppe aus Californien, mit einem 82jährigen Senior-Olympioniken und 2 ca. 19jährigen Enkeltoechtern. Der Marine auf dem Fahrrad (knallharter Typ), der uns stolz seine Birkenstock zeigt, als er erfährt, dass wir aus Deutschland sind. Die Eltern des Besitzers, die mitten im Geschehen sitzen, aber nichts mehr mitbekommen von dem Trubel. Die einheimischen Gäste mit 30 cm wildem Bart, welche im harten Militärlook ein Vanilleeis im Hörnchen bestellen. Wohnmobilfahrer die mit der veralteten Zapfanlage nicht klar kommen....
Hier geht alles drunter und drüber, aber es läuft. Und alle sind herzlich und keiner hat ein Problem damit mal 10 min zu warten. Jeder bekommt ein freundliches Wort mit auf den Weg....
Das ist alles so schräg, das kann nicht real sein....

Tag 16: Fielding Lake - Tangle River

Auch wenn es heute nur knapp 60km waren, so standen doch 630 Höhenmeter auf dem Programm, wobei wir fast ebenso viele Höhenmeter bergab fahren durften. Wir sind dem Richardson Highway weiter nach Süden gefolgt und dann nach Westen auf den Denali Highway abgebogen. Beim Bau des Denali Highways haben die Planer nicht davor zurückgeschreckt, Steigungen von mehr als 8% umzusetzen, was für ein beladenes Tourenrad viel und für meine Beine erst recht viel ist.
Die Landschaft hier ist sehr schön, es erinnert an Norwegen oder Schottland. Viel Berge, viel Grün, viele Seen und viel Platz für wenig Menschen. Den zeitweiligen Gegenwind hätten wir uns allerdings gern erspart.

Dienstag, 6. August 2019

Tag 15: Delta Junction - Fielding Lake

Der zweite Tag mit Dauerregen. Während wir uns gestern nach einer sehr kurzen Etappe in Delta Junction trocken legen konnten, müssen wir heute 107 km und über 1000 hm im Regen hinter uns bringen. Ab km 80 reißt dann plötzlich der Himmel auf, die Sonne kommt raus und ein starker Rückenwind trägt uns die letzten 27 km durch eine wunderschöne schmale Schlucht mit Blick auf die umliegenden Gletscher zu unserer Zielhütte: eine öffentliche Schutzhütte, in der wir mit Isomatte und Schlafsack vor Wind und Wetter geschützt sind. Ist ein bißchen wie Zelten aber ohne Zelt aufbauen.
Wir haben hier übrigens Netzempfang. Das liegt wohl an den vielen Militärbasen hier in der Region, um schnell auf Bedrohungen aus dem Westen reagieren zu können. Wie sind an Schiessübungsplätzen, Ausbildungscamps und einem Militärflughafen vorbeigefahren. Ausserdem begleitet uns den ganzen Tag die grosse Alaska - Ölpipline, die das Öl von Norden zum Hafen im Süden nach Valdez bringt. Wir sind die Strecke zw. Pumpstation 9 und 10 entlang gefahren.

Tag 15: Delta Junction - Fielding Lake

Um 07:00 sind wir zum Frühstück in die Cafe-Ecke des Supermarktes gegenüber des Hotels gegangen und wurde dort von dem Personal, mit dem wir uns gestern unterhalten hatten, freundlich begrüßt. Man hatte uns bereits erwartet.
Mit 31 Brötchen, Unmengen von Käse, Wurst, Keksen und Schokoriegeln sind wir dann um 08:00 aufgebrochen. Auf dem Richardson Highway geht es Richtung Süden.
Was das Wetter betrifft, so hat der Tipp (the more coffee you drink, the better the weather will be) geholfen. Es hat bis zum Nachmittag geregnet, aber nicht auszumalen, wie schlimm es gewesen wäre, wenn ich nicht so viel Kaffe getrunken hätte.
Unterwegs gab es zwei Besonderheiten: An mehreren Stellen konnten wir die 1977 fertiggestellte Transalaska-Pipeline sehen, die von Prudhoe Bay 800 Meilen nach Valdez führt. Die Lagerung des Rohrs auf dem Untergrund ist erdbebensicher ausgelegt und lässt eine Relativbewegung von mehreren Metern zu. Offenbar ist das System vernünftig ausgelegt, denn bei einem Erdbeben 2002 der Stärke von 7,9 gab es keinen Schaden.

Montag, 5. August 2019

Tag 14: Silver Fox- Delta Junction

Vom Silver Fox Roadhouse, wo wir in einer mit Pelletheizung ausgestatteten Holzhütte übernachtet haben, war es heute ein kurzer Weg nach Delta Junction.
In Delta Junction ist das nördliche Ende des Alaska Highways erreicht. Der Highway endet hier, jetzt müssen wir uns einen neuen suchen.
Das Wetter ist regnerisch. Vor einigen Tagen bekamen wir von anderen Radfahrern folgenden Tipp: The more Coffee you drink in the morning, the better the weather will be. Da morgen eine lange, anstrengende Etappe ansteht, weiß ich, was ich beim Frühstück zu tun habe.

Sonntag, 4. August 2019

Tag 13: Cathedral Creek - Silver Fox

105 km immer gerade aus, ohne Höhenmeter und Gott sei Dank auch ohne den gestern angekündigten orkanartigen Gegenwind. Allerdings war es auch eine langweilige Etappe. Alles grau in grau, leichter Nieselregen und tiefhängende Wolken den ganzen Tag. Da bleiben auch Bären und Elche lieber zuhause. Wir haben daher von heute gar nichts zu berichten.
Allerdings gab es gestern beim Abendessen etwas Interessantes:
In Alaska gibt es weder Einkommensteuer noch Mehrwertsteuer. Im Gegenteil: Jeder der mind. 1 Jahr in Alaska wohnt, hat Anspruch auf die jährliche "Alaska Permanent Fund" Ausschüttung. Sie beträgt 2019 pro Kopf 3000$. Dummerweise behält der Staat Alaska derzeit per Dekret einfach die Hälfte ein. Der Lebenspartner unserer netten Gastgeberin war richtig wütend auf die korrupten Behörden, die ihm sein Geld stehlen.
Er selber kommt ursprünglich aus Minnesota und ist nach Alaska gezogen wg. der Dividende, den fehlenden Steuern und weil man in Alaska halt noch ein echter Mann sein kann.

Tag 13: Cathedral Creek - Silver Fox

Heute sind wir weiter dem Alaska Highway gefolgt. Die letzten 35 km schnurgerade. Kein Knick, keine Kurve, einfach nur geradeaus.
Die Idee, einen Highway quer durch Kanada zu bauen, um Alaska an die übrigen Staaten anzuschließen, gab es seit 1920. Die USA hatte immer wieder aufs Neue versucht, Kanada für so ein Projekt zu begeistern. Die Kanadier jedoch wollten keine Unsummen für eine Straße ausgeben, die bestenfalls einer Handvoll Leute im Yukon einen Nutzen bringt. Die wirtschaftliche Entwicklung der Region war sowie so nur vorgeschoben, die USA hatte den militärischen Nutzen im Blick.
Der Angriff auf Pearl Harbour änderte dann alles, die Straße wurde aus militärischen Gründen benötigt und sofort umgesetzt. Finanziert von der USA, aber 6 Monate nach Kriegsende soll der kanadische Abschnitt an Kanada übergeben werden. Am 21. November 1942 wurde der vom US army corps gebaute Highway offiziell eingeweiht.
Die Pointe kommt wie immer am Schluss: einen militärischen Nutzen hatte der Highway im Krieg nicht, da alle militärische Ausrüstung mit dem Schiff nach Alaska transportiert wurde.

Samstag, 3. August 2019

Tag 12: Tok - Cathedral Creek

Nach dem anstrengenden gestrigen Tag haben wir uns heute eine kurze Etappe zum Cathedral Creek B&B gegönnt. Das Wetter ist auf den ersten Blick ganz gut, ärgerlich nur der starke Wind, der uns entgegenbläst. Der Wetterbericht sagt auch für morgen Windgeschwindigkeiten von 40 km/h voraus und das aus der für uns denkbar ungünstigsten Richtung.
Noch ein Satz zu Tok: es gibt viele verschiedene Erklärungsansätze, wo der Name Tok herkommen mag, die meisten stützen sich auf Begriffe indigener Sprachen. Überliefert ist aber auch, dass auf einem frühen Luftbild zur Kartografierung der Region das T der T-Kreuzung grau markiert wurde und daneben in selbem grau ein "OK" gestempelt wurde. Vielleicht ist es ja so einfach.

Tag 12: Tok - Cathedral Creek

Ein perfekter Fahrradtag heute: Superwetter, tolle Aussicht, keine Steigungen, glatter Asphalt ( und davon sogar 20 km Radweg!).
Aber nach 40 km am Cathedral Creek ist schon Schluß mit der Etappe. Nach den letzten 4 anstrengenden Tagen, kommt das aber gerade richtig. Wir sind hier bei deutschen Auswanderen, die schon vor 37 Jahren aus Schwaben hierhergezogen sind. Heute Abend gibt es frischen Lachs nach "schwäbischer Art".

Freitag, 2. August 2019

Tag 11 : Westfork Campground - Tok

Obwohl es in der Nacht wieder stark geregnet hat, sind wir relativ trocken geblieben:  Wir konnten unser Zelt unter einem Holzpavillon aufbauen. Der Campground liegt erhöht an einer Flussbiegung mit einem wunderschönen Blick über die unendliche Weite Alaskas. Super schön. Zum Start gegen 7.00 hat uns der deutsche Campwart Klaus noch verabschiedet und wir sind bei leichtem Nieselregen die 100 km nach Tok gestartet. Die Strasse war viel besser als erwartet, so dass uns die 1400 hm nicht so schwer gefallen sind wie die letzten Tage erwarten liessen. Ab km 77 stießen wir dann auf den ebenen und bestens aspahltierten Alaska Highway. Hier war nur der Gegenwind unser Gegner. Gegen 17.00 sind wir in Tok angekommen und haben uns zuerst einen Riesenburger bei dem uns von anderen Radfahrern angepriesenen Restaurant "Fast Eddy" gegönnt. Es hat sich gelohnt: das Essen war super. Ein herrlicher Abschluss für einen tollen Tag!

Tag 11: Westfork Campground - Tok

Yuhuh, wir sind in Tok. Nach 77 km und 1400 Höhenmetern sind wir wieder auf dem Alaska Highway angekommen und etwa 20 km später in Tok eingelaufen. Im Motel dusche ich mich und kann mich nicht erinnern, wann ich das zu letzten Mal getan habe. Keine Ahnung, wie lange es nur Plumpsklos gab und wie lange ich schon ununterbrochen das gleiche Trikot trage.
Aber wie dem auch sei: die Strecke über den Top of the World Highway hat sich gelohnt: anstrengend, aber ein irres Erlebnis. In Tok haben wir bei Fast Eddy erstmal ausgiebig zu Abend gegessen, danach sind wir auf dem vom Highway abgetrennten Radweg (ja, das gibts hier!) ins Hotel geradelt.

Tag 10: Chicken - Westfork Campground

Nach den anstrengenden Etappen der letzten beiden Tagen gibt es heute nur eine kurze Fahrt zum Westfork Campsite.
Noch ein Nachtrag zu Chicken: wir hatten geplant, im Chicken Gold Camp nach der Übernachtung etwas Proviant einzukaufen, um die zwei Tage bis Tok zu überleben. Nachdem wir am Abend zwei schlechte völlig überteuerte Sandwiches mit Getränken zu Halsabschneiderpreisen verkonsumiert hatten, haben wir am Morgen zwei noch viel mehr überteuerte Frühstücke bezahlt, sowie Brownies und Cockies zu Mondpreisen erworben. Als wir dann noch gefragt haben, ob wir etwas Brot käuflich erwerben könnten, wurde uns brüsk mitgeteilt, dass das nun wirklich nicht gehe, da sollten wir doch gefälligst besser planen.
Frechheit. Alles, was man im Chicken Gold Camp über Service gelernt hat, stammt vermutlich aus dem KGB-Methoden Handbuch. Ich kann vor einer Übernachtung dort nur abraten.
Davon abgesehen war die Fahrt rüber zum Westfork Campground sehr schön, der Campground selbst ist einfach, überzeugt aber durch seine tolle Aussicht.

Tag10: Chicken - Westfork Campground

Es regnet in Strömen. Den ganzen Vormittag schon. Wir trauen uns gar nicht aus unserer kleinen Holzhütte. Nicht das die Hütte besonders schön ist, im Gegenteil, hier in Chicken ist nichts schön, aber es ist trocken. Die Idee die 130 km nach Tok an einem Tag zu machen haben wir längst aufgegeben. Wir werden den Campground Westfork ansteuern, der nur 30 km entfernt ist. Gegen Mittag hört der Regen auf und wir machen uns auf den Weg. Aber diese 30 km haben es in sich: eine Sand-Geröll- Piste die sich aufgrund des Regens in eine Schlamm/Lehmpiste gewandelt hat. Dazu noch 500 hm mit Steigung von 10%, dass ich das Fahrrad abschnittsweise schieben muss. Hoffentlich werden die restlichen 100km morgen bis Tok besser.
P. S.: die Strassenbauplanung hier ist mir ein Rätsel: asphaltierte Abschnitte wechseln sich mit Sandpisten und der sog. rough roud (stark verdichtetes Geröll, aber mit losem Schotter an der Oberfläche und vielen vom Regen ausgewaschenwn Schlaglöchern) ab. Ich kann da keinen Plan hinter entdecken. Teilweise sind die einzelnen Abschnitte nur 50-100 m lang, teilweise 1-2 km... irgendwie komisch...

Donnerstag, 1. August 2019

Tag 08/09: Dawson City - Chicken

Die 2 Tage von Dawson City nach Chicken waren anstrengend. Da hilft auch kein Schönreden, es war eine üble Strapaze - eine Strapaze, die es es wert ist.
Tag 08 sind wir in Dawson City mit der Fähre über den Yukon River übergesetzt, um auf dem westlichen Ufer auf den Top of the World Highway zu fahren. Bis Dawson gab es links und rechts der Straße nichts außer endloser Weite, aber sobald man mit der Fähre übergesetzt ist, gibt es absolut nichts außer absoluter Weite. Das ist nochmal ein Unterschied.
Der Top of the World  Highway ging gleich mal mit einem kompakten Anstieg von 900 Höhenmeter auf 12km los. Wenn man oben ist, dann geht es mit einem ständigen auf und ab weiter. Wer auf die Idee kam, hier eine Straße zu bauen, der muss bekloppt sein. Die Straße dann noch mit dem Fahrrad zu befahren, ist zugegebenerweise nicht besser. Trotzdem haben wir mehrere Fahrradfahrer getroffen, die genau das getan haben und ein bisschen bekloppt waren sie alle, das meine ich im positiven Sinn.
Übernachtet haben wir bei km 87, dort gibt es ein Plumpsklo, hinter dem man halbwegs unentdeckt zelten kann. Da der Grenzübergang nach 21:00 geschlossen ist, wird es hier am Abend schnell ruhig. Richtig entspannend ist so eine Nacht da draußen natürlich nicht: je länger man in die Dunkelheit lauscht, desto mehr meint man zu hören - vermutlich sind wir so programmiert.
Neben der Stille ist auch das Klima Dein Gegner: hier, auf einer Höhe von 1200m, wird es Nachts kalt. Ich vermute, dass die Temperatur auf 5°C abgefallen ist. Zumindest waren es 7°C am frühen Morgen.
Am Tag 09 ging es dann weiter zur Grenze. Der gesamte Highway ist bis auf wenige Kilometer nicht asphaltiert, es geht ständig hoch und runter, der finale Anstieg auf 1300m hat eine Steigung von 11%, was mit einem für mehrere Tage mit Wasser und Proviant beladenen Tourenrad an der Grenze des machbaren ist. Im Unterschied zu anderen Gegenden sollte man sein Trinkwasser hier mitbringen, aufgrund des Abbaus verschiedener Bodenschätze wird vom Konsum regionaler Wasservorkommen abgeraten.
Auf der Seite Alaskas geht das auf und ab weiter, wenngleich ein kurzer Abschnitt asphaltiert ist.
Wir sind nun in Chicken, einem Dorf, das nach einer bestimmten, nur hier vorkommenden Hühnerart benannt werden sollte. Aber da man sich nicht einigen konnte, wie man diese Gattung richtig schreibt, hat man sich halt auf Chicken geeinigt. Auch in Chicken lebt man vom den Bodenschätzen, primär vom Gold. Wenn es nachts stark regnet, dann kann es passieren, das man alle Besucher am Folgetag keinen Kaffee bekommt. Das liegt daran, dass die Leute nicht zu ihrem Job erscheinen sondern lieber Gold schürfen, da die Bäche nach Starkregen mehr von dem Edelmatall führen und jeder Glücksritter hier lebt in dem Wahn, seinen Nugget zu finden.
Die am übelsten und rücksichtslosesten ausgebeutete Resource scheint mir jedoch der Tourist zu sein. Für die Natur ist dies vermutlich kein Trost, aber der auch dieser Vergleich hinkt, da der Tourist eine nachwachsende Resource ist.
Marion sagt, dass ihr jeder Knochen weh tut. Glaubt mir, bei mir ist es mehr als das.

Tag 08/09: Dawson City - Chicken

Ich bin total erschöpft aber glücklich.
Die letzten 2 Tage sind wir den Top of the
World Highway von Dawson nach Chicken gefahren und haben den nördlichsten und höchsten Grenzübergang zw. Kanada/Yukon und USA/Alaska passiert. Ein Grenzposten auf 1300 Hm im absoluten NICHTS. Ausser dem Grenzhaeuschen mit den 2 Beamten gibt es NICHTS. Wir konnten die Einreisegebühren auch nicht mit Kreditkarte bezahlen, weil es kein Netz gibt. Kein Getränkeautomat, keine Toilette, einfach NICHTS. Die 180 km Strecke mit über 3000 hm haben wir in 2 Tagesetappen aufgeteilt. Im NICHTS gibt es aber nur wildes Campen am Strassenrand. Das ist nichts für mich: jedes noch so kleine Geräusch potenziert sich in meinem Kopf, wenn man Nachts im Zelt liegt und die Phantasie spielt verrückt. Gut, dass man aus Erschöpfung trotzdem schnell eingeschlafen ist. Und erschöpft waren wir gestern und sind es auch heute, wo wir auf einem Campground in Chicken eine Holzhütte gemietet haben (leider immer noch ohne Netzempfang). Denn der Top of the World Highway ist eine unasphaltierte Schotterstrecke mit Steigungen bis zu 11%.
In Kanada ist die Piste noch einigermaßen gut zu fahren, aber in Alaska ist das eine reine Rappel-/Geröll- /Staubpiste. Mir tut jeder Knochen weh und alles ist sooo staubig, weil die vorbeifahrenden Autos einen wahren Sandsturm produzieren.
Trotzdem: Die Strapazen haben sich gelohnt.

Montag, 29. Juli 2019

Tag 07: Dawson City

Den gestrigen Abend haben wir im Casino beendet. Das "Diamond Tooth Gertie's" ist das älteste Casino Kanadas eröffnet 1971 von der örtlichen Tourismusvereinigung.
Der Name geht zurück auf die bekannteste "Sängerin" aus der Goldrauschzeit: Gertie Lovejoy, die einen Diamanten zwischen ihren Schneidezähnen besaß.
Das Casino bietet Tanz- und Gesanghows wie man sich das aus den alten Westernfilmen vorstellt: eine gut gebaute, etwas reifere Kontraalt-Sängerin und 4 hübsche Can-Can -Girls mit Piepsestimme. Herrlich schräg. Drumherum spielen die Touristen Blackjack, Roulette oder Poker. Bis heute werden die Einnahmen für den Aufbau und den Erhalt von Dawson City eingesetzt.

Tag 07: Dawson City

Zu Dawson City fällt mir nur eins ein: total durchgeknallt. Diese Stadt lebt den Goldrausch noch immer, nur anders. Die Stadt hat sich den Baustil von 1900 erhalten, die Straßen sind lehmig mit Gehstegen aus Holz.
Gold wird hier noch immer abgebaut, größtenteils in industriellen Maßstab, aber auch von Hand mit der Pfanne kann man fündig werden. So erklärt sich dann auch die Klientel der Besucher und Bewohner: einen geradlinigen Lebenslauf hat hier wohl kaum einer, dafür sind die Typen um so interessanter.
Dann ist da noch die Sache mit dem Zeh: zu Zeiten des Golrausches war der Schmuggel von Waren über die Grenze mit Alaska ein riesiges Geschäft. 1920 ist aufgrund widriger Wetterumstände Louie Linken bei einer seiner Schmuggelfahrten mit dem Hundeschlitten einen Zeh erfroren. Um schlimmeres zu verhindern, hat sein Bruder den steifen Zeh mit einer Axt abgehackt. Der Zeh kam in eine Flasche mit Alkohol, wurde ins Regal gestellt und über die Jahre vergessen.
1973 findet Captain Dick Stevenson in einer verlassenen Hütte die Flasche und den Zeh. Eine durchzechten Nacht später macht er daraus den Sourtoe Cocktail, bestehend aus Yukon Schnaps und, nunja , dem Zeh.
Um Mitglied im Sourtoe Cocktail Club zu werden, muss man ein Glas trinken, es gilt die Regel:  "You can drink it fast. You can drink it slow. But your lips must touch that gnarly toe." Der Captain sitzt auch heute noch persönlich am Tisch und überwacht, dass die Lippen den Zeh berühren.


Sonntag, 28. Juli 2019

Tag 06: Klondike Campground - Dawson City

Gestern abend nach 136 km Fahrradfahren  im Regen das Zelt aufgebaut und heute morgen im Regen das Zelt abgebaut. Es gibt echt Schöneres auf einer Fahrradtour.
Gut das wir uns in Dawson City trocknen können. Dawson City ist mit 1400 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Yukon. Dawson wurde 1896 zu Beginn des legendären Klondike-Goldrauschs gegründet und erreichte 1898 mit 40.000 (!) Einwohnern ihren Höhepunkt. Der Goldrausch war schnell vorbei : 1902 lebten nur noch 5000 Einwohner hier.
Heute ist Dawson City ein Touristen Highlight, da hier alles historisch erhalten und aufgebaut wird: historische Holzfassaden an unasphaltierte Strassen, ein historisches Spielcasino mit traditioneller Show und ein Goldgräberclaim zum selber Gold waschen.

Samstag, 27. Juli 2019

Tag 05: Moose Creek - Klondike Campground

Am Ende war es heute einfach nur anstrengend. Erst sind wir den Gewitterwolken noch entkommen, aber am späten Nachmittag fiel das Bord-Thermometer schlagartig von 24°C auf 10°C und eine heftiger Regenschauer prasselte auf uns runter. Schräg finde ich, dass es tagsüber bei Gewitter dunkler wird als nachts. Auch der Wind war jetzt gegen uns. Aber es hilft ja alles nichts: also haben wir bis zum Klondike-Campingplatz Gas gegeben, etwas zu essen gekocht und jetzt fallen wir in den Schlafsack.

Tag 05: Moose Creek - Klondike Campground

Seit wir vor 5 Tagen in Whitehorse gestartet sind befinden wir uns im "Nichts". Die nächste Stadt ist Dawson City, von Moose Creek 155 km enfernt. Aber anstatt 2 x 75 km Etappen zu fahren entscheiden wir uns für 136 km + 19 km, um nicht Wild Campen zu müssen. Auf 136 km gibt es gerade mal einen Rastplatz mit Klohäuschen, sonst Nichts.
Wir sind gerade müde und abgekämpft aber zufrieden am Campingplatz angekommen. Ab km 100 fing es leider an zu regnen. Das war ein richtiges Unwetter.
Das Highlight des Tages: Der grasende Elch am Straßenrand. Der fand uns genauso interessant wir wie ihn.

Tag 04: Pelly Crossing - Moose Creek Lodge

Die gestrige Campingnacht war recht kurz. Bis fast Mitternacht haben wir bei einem Becher Rotwein (der Merlot war wirklich gut) wunderbar interessante Geschichten mit unseren Campingnachbarn ausgetauscht.  Sonnenuntergang ist gegen 23.30. Sonnenaufgang gegen 5.00 morgens. Dazwischen wird es nicht wirklich dunkel. Um gegen 7.30 war alles verpackt und wir haben uns auf die 95 km Tour nach Moose Creek gemacht. Eine ruhige Tour mit wenig Autoverkehr und ca 800 Hm. In Moose Creek gibt es ausser Übernachtung mit Essen nichts: kein Internet, kein Fernsehen. Alles sehr einsam und einfach. Wie der gesamte Yukon. Aber die beiden jungen Leute, die hier am Wochenende aushelfen und mit denen wir uns lange unterhalten haben, lieben es hier zu leben. Sie sind entspannt und glücklich.

Freitag, 26. Juli 2019

Tag 03: Carmacks - Pelly Crossing

Die heutige Etappe  durften wir bei bestem Wetter unter blauem Himmel genießen. Leider folgt der Highway nicht dem Flußlauf, das wäre viel zu einfach. So mussten wir rund 800 Höhenmeter bewältigen, wurden dafür aber mit tollen Ausblicken belohnt, wie z.B. auf die Five Finger Rapids.
Den Abend haben wir uns auf dem Campingplatz in Pelly Crossing bis zum Sonnenuntergang  mit unseren Nachbarn unterhalten - Weltenbummler mit völlig abgefahrenen Geschichten. Es war ein sehr schöner Abend, Sonnenuntergang ist hier allerdings recht spät, jetzt müssen wir sehen, noch etwas Schlaf zu bekommen
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Mittwoch, 24. Juli 2019

Tag 02: Fox Lake - Carmacks

Heute sind wir bis nach Carmacks gefahren. Carmacks ist eine der größeren Städte am Klondike Highway, da es strategisch günstig an der Einmündung der Robert Campbell Highways von Watson Lake liegt. Die Stadt lebt vom Bergbau, es werden Mineralien, Kupfer und Zink abgebaut. Die Einwohnerzahl beträgt 493.
Auf einem Straßenschild am Ortseingang fällt ein Symbol besonders auf: hier gibt es mobiles Internet.
Längere Abschnitte ohne Netzabdeckung kennt man aus Europa nicht - es sei denn man lebt in Deutschland und fährt Bahn.

Passend zum Thema noch der Hinweis, dass wir die nächsten 4 Tage möglicherweise kein Internetzugang haben.

Tag 02: Fox Lake - Carmacks

Weitere 108 km ohne Regen. lch kann unser Glück kaum fassen. Den ganzen Tag haben uns graue schwere Regenwolken begleitet, aber wir haben es trockenen Fusses bis nach Carmacks geschafft - in Carmacks ist Falko dann durch eine knöcheltiefe Regenpfütze gestolpert. Leider habe ich davon kein Foto.  Der Fahrradtag war unspektakulär schön: unendlich lange Strassen durch hügeliges Gelände.
Falko hat den Tag nicht in so guter Erinnerung...

Dienstag, 23. Juli 2019

Tag 01: Whitehorse - Fox Lake

Trockene 70 km am ersten Tag. Die Tour beginnt besser als erwartet. Denn die gestrige Nacht ließ Schlimmes erahnen: ein heftiges Gewitter mit Starkregen hat mich kaum schlafen lassen.
Am Campingplatz Fox Lake angekommen, haben sich unsere Platznachbarn Tom und Dave fürsorglich um uns gekümmert. Sie hatten Angst, dass es wieder so stark regnen könnte und haben über unseren Zelt eine Regenplane gespannt.
Auf der Fahrradtour treffen wir immer nette und hilfsbereite Menschen, das ist toll!

Tag 01: Whitehorse - Fox-Lake

Nach einigen Kilometern auf dem Alaska-Highway biegen wir ab auf den Klondike-Highway (Foto). Der Verkehr ist her geringer und da es kaum Unterkünfte gibt steht heute eine Übernachtung auf dem Fox Lake Campground an. Diese Gegend ist unheimlicher als gedacht: in den letzten Jahren gab es am Fox Lake mehrere Ufo-Sichtungen, wobei die letzte Sichtung von verschiedenen Leuten aus unterschiedlichen Positionen heraus erfolgte. Alle haben berichtet, dass während der Ufo-Sichtung die elektronischen Geräte im Auto verrückt gespielt haben.
Ich halte diese Sichtungen für Quatsch, an UFOs glaube ich nicht. Trotzdem habe ich das Navigationsgerät besser mal im Blick gehalten. Und die vor Ort organisierte Ufo-Schutzplane habe ich Marion als Regenschutz verkauft.

Tag 01: Whitehorse - Fox Lake

Tourstart am Hotel in Whitehorse. Neben der Standardaustüstung schleppen wir mehrere Liter Wasser, eine Tüte Chips, ein Brot (bzw. das, was man hier dafür hält), Käse, Wurst und zusätzlich noch einige belegte Brote mit uns. Da ich für die Olympus-Kamera das Ladekabel vergessen hatte, führen wir ein weiteres, neu gekauftes Universal-Ladegerät mit. Mit dem Gerät kann man angeblich alle Batterien laden, nach Größe und Gewicht geurteilt vermutlich auch Autobatterien und Teslas.
Was den einen oder anderen überraschen mag: nicht alles Gepäck, das man auf dem Bild sieht, gehört zu uns.

Montag, 22. Juli 2019

Vorbereitung

Den heutigen Tag haben wir planmäßig in Whitehorse verbracht. 25.000 der 40.000 Einwohner Yukons leben hier. Den Namen hat die Stadt von den White Horse Fall bekommen, da die Gischt der etwas südlicher gelegenen Wasserfälle die ersten Siedler an die Mähne weißer Pferde erinnert hat. Hätten die ersten Siedler deutsch gesprochen, dann würde die Stadt heute vermutlich Schimmel heißen.
Wir haben den Tag zunächst damit verbracht, die planmäßig nachzukaufenden Gegenstände zu besorgen, um anschließend hektisch die unplanmäßig nachzukaufenden Gegenstände zu kaufen. Letzteres war nervenaufreibender und teurer als erstgenanntes.
Anschließend haben wir uns an den Yukon River gesetzt. Mit einem durchgeschwitzten Radtrikot findet man hier schnell Anschluss und so haben wir zu dritt (siehe Foto) dem dahinfließenden Fluß zugeschaut.
Das Wetter ist vorteilhaft: Sonnenbrandgefahr besteht nicht und die Grizzlies werden Probleme haben, uns in der Nebelwand zu erkennen. 
Technische Anmerkung: die nächsten 48 Stunden haben wir keinen Internetzugang.

Sonntag, 21. Juli 2019

Anreise

Die Königsetappe liegt noch vor uns, aber die Königsdisziplin ist jetzt schon geschafft: Eigentlich ist die Anreise ja nicht so anstrengend wie die Tour selbst, aber geschafft ist man ist danach trotzdem. Check-in am Vortag ging nicht, es kam immer die Fehlermeldung "Pass ungültig". Klingt nicht beruhigend. Dann hat der Zug zum Flughafen auf freier Strecke gehalten und der Zugchef hat seine Warnweste angezogen und den Zug von außen inspiziert. Auch nicht beruhigend.
Jetzt sind wir in Whitehorse und haben uns im Hotel gemütlich eingerichtet. Das Wetter erinnert an 2017. Positiv ausgedrückt: die Waldbrandgefahr sollte gering sein. Sonnenbrandgefahr besteht auch nicht.

Anreise

Der nervenaufreibenste Teil der Tour liegt hinter uns: Die Anreise mit der Bahn und das Check-In am Flughafen.
Hier treten immer wieder unerwartete Probleme auf, aber wir haben alles gut hinter uns gebracht. Jetzt warten wir auf das Boarding.