Sonntag, 18. September 2022

Tour 2022: Abreise

Nachdem wir zwei entspannte Tage in Salta verbracht haben, gibt es nur noch zwei wichtige Punkte zu erledigen: (a) ein geeignetes Restaurant für das Tour-Abschluss-Essen finden und (b) die Räder zerlegen und verpacken.
Punkt (a) ist einfacher und macht mehr Spaß, also ziehen wir das vor.

Dann heißt es: Räder verpacken und zum Flughafen aufbrechen. Unsere Gastgeber fahren uns freundlicherweise zum Flughafen.

Hinter uns liegen anstrengende Wochen mit irren Herausforderungen: Sie Steigung. Der Wind. Die Höhe. Die Kälte. Aber das ist alles Nebensache. Wir sind durch spektakuläre Landschaften mit Tälern, Hochebenen und Vulkanen gefahren, haben Salzseen und Flüsse durchquert, sind in den Anden auf der ruta40 gefahren auf einer Höhe von über 4500m. Mit dem Fahrrad über das Altiplano gedüst und längs der Cordillera geradelt, um uns herum die Gipfel der Anden. Beobachtet von den neugierigen Blicken von Nandus, Lamas, Alpakas und Vicunjas. Alles wunderbare Erlebnisse. Und wir durften wieder mal viele nette, gastfreundliche Menschen kennenlernen. Auch dafür sind wir dankbar.
Jetzt sitzen wir am Flughafen in Salta und warten auf unseren Flug nach Cordoba.

Ach, eins noch: den Anstieg Cuesta de Lipan werde ich in diesem Leben nicht nochmal fahren. Und ich glaube, Marion denkt über den unasphaltierten Abschnitt der ruta40 ähnlich.

Donnerstag, 15. September 2022

Tag 24: El Carill - Salta

Unser letztenr Fahrradtag nach Salta war unspektakulär kurz. Der Strassenverkehr hatte erheblich zugenommen, und damit auch die nicht so rücksichtsvollen Autofahrer.
Spektakulär wurde dann unser Nachmittag in Salta, den wir für Einkäufe/ Vorbereitung der Fahrradverpackung nutzen wollten.
Wie hatten nicht bedacht, dass in Salta vom 13.September bis 15.September das religiöse  Fest "Señor y Virgin del Milagro" stattfindet, welches jährlich mehr als 850.000 Besucher anzieht. Das gesammte Zentrum der 450.000 Einwohner Stadt ist abgesperrt und es findet eine riesige Prozession statt. Es ist ein riesiges Volksfest, zu dem die Teilnehmer ihre  Madonnenfiguren schmücken und zur Weihung mitbringen. Überall kann man Fahnen mit religiösen Motiven kaufen und überall gibt es Verkaufsstände für Essen und Trinken. Polizeihundertschaften sind unterwegs um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Was nicht wirklich funktioniert. Argentinien ist auch ohne Volkfest ein lautes Land, aber die Stimmung ist aggressionsfrei, alle sind aufgeregt aber auf positive Art und Weise. Trotzdem überfordert mich der Trubel und diese Menschenmengen. Ich bin froh, wieder zurück in unserem Unterkunft zu sein, wo ich mir die Historie des Festes ergoogle. Das Fest geht auf das Jahr 1692 zurück, als ein extremes Erdbeben im September die Stadt Salta und insbesondere die Kathedrale der Stadt stark beschädigten. Das Beben begann am 13. September und die ebenfalls starken Nachbeben wurden erst durch ein Wunder am 15. September beendet. Das Wunder wird "Señor y Virgin del Milagro" genannt und ist begründet in einer Prozession, in der die Bilder des gekreuzigten Jesu und der Jungfrau Maria durch Salta getragen werden. Die Bilder haben den folgenden Hintergrund: 
1592 spendete ein Bischof das barocke Bild des gekreuzigten Jesus für die neue Kathedrale der noch jungen Stadt Salta. Das Bild wurde an Perus Küste angeschwemmt, ohne dass man weiß, mit welchem Schiff es aus Spanien verschickt wurde noch was mit dem Schiff passiert ist. Von Lima aus wurde das Bild dann 2800 km auf einem Eselsrücken über den Inka-Trail nach Salta gebracht. (Das Bild war in einer Holzkiste, in welcher Absender als auch Adressat eingebrannt war.) In Salta ist das Bild aber dann in Vergessenheit geraten.  Es stand 100 Jahre unbeachtet irgendwo in einem unwichtigen Seitenalter der Kathedrale. Dann bebte die Erde am 13. September und beschädigte die Kathedrale schwer. Den Seitenaltar aber nicht. Durch das Beben fiel ein ebenfalls vergessenes Marienbild zu Füssen des Bildes des gekreuzigten Jesu,  dass es aussah, als ob das Marienbild das Jesubild anflehen würde. Durch die Zeit hatte das Gesicht der Maria eine eher unnatürliche Farbe angenommen, was den Effekt zu verstärken schien. Allen war klar: Maria hat durch ihr Flehen Schlimmeres verhindert und viele Leute kamen, um Maria und Jesu zu danken. Dummerweise gab es starke Nachbeben und es wurden die beiden Bilder an verschiedenen Stellen der Stadt aufgebahrt, zu denen viele Leute pilgerten. Die Nachbeben hörten aber nicht auf, bis am 15. September ein Jesuitenmönch prophezeite, dass nur eine Prozession durch die Stadt die Beben beenden könnte. Gesagt,  getan: die Prozession wurde noch am gleichen Tag durchgeführt, es gab ein letztes starkes Nachbeben während der Prozession, und das wars. Das Wunder war geboren und wird nun jährlich gefeiert. 


Da wir keine Bilder in dem Chaos gemacht haben, anbei ein lizensfreies Bild von Wikipedia. 


Description
Español: Procesión del Señor y Virgen del Milagro en la Provincia de Salta (Argentina).
Date
Sourcehttps://www.flickr.com/photos/99680259@N06/9413089738/
AuthorNestor Troncoso

Tag 24: El Carill - Salta

Die letzten 25km nach Salta sind recht unaufgeregt. Eine kurze Etappe. In Salta steuern wir zunächst unsere Unterkunft an und duschen unser staubiges Gepäck ab. Danach fahren wir in die Stadt, was sich aber zu einem Fiasko entwickelt: keine Kreuzung ohne Polizei, die uns aufgrund von Straßensperrungen in die entgegengesetzte Richtung schickt. Und Tausende, ach was, hundert Tausende von Besuchern in Salta. Unzählige Gruppen starten von verschiedenen Orten ihre Prozession zur Kirche. Völlig undurchschaubar, nach welchem Muster sich die Menschenmassen bewegen.
Was tun? Im Chaos gilt: das Wichtigste zuerst. Also gehe ich zum Barbier und lasse mir die Berthaare stutzen. Um wieder zivilisiert auszusehen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten. 

Tag 23: Alemanía - El Carill

Vorletzte Etappe, der Verkehr nimmt zu. Die Landschaft ist nicht mehr ursprünglich sondern durch den Menschen geprägt. Erfreulicherweise wird auch Wein angebaut.

Zum Abendessen genehmigen wir uns wieder eine Flasche Rotwein aus der Region. 


Positiv: das Frühstück in El Carill war perfekt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten: am Ende der Tour mussen wir unsere Kalorien-Aufnahme nämlich wieder reduzieren.

Tag 23: Alemanía - El Carill

Nach 75 km Radtour beschliessen wir in El Carill zu bleiben. Das Hotel sieht sauber genug aus, dass wir uns nach der Zeltnacht in Alemanía wieder grundreinigen können. Auch das Abendessen hier war sehr gut und im Vergleich zur schönen aber überteuerten Touristenstätte Alemanía angenehm günstig. Die Radtour selber war unspektakulär. Wir haben die schöne Schlucht "Quedabra de las Conchas" verlassen und müssen uns jetzt auch mit mehr Autoverkehr die Strasse teilen. Man merkt, man kommt dem Zentrum Salta immer näher. 
Getroffen haben wir ein sehr nettes Tandempaar aus Antwerpen (61 und 51 Jahre alt), die in ihrem Sabatical vor ca. 6 Monaten in Peru gestartet sind und die Richtung Patagonien fahren wollen. Sie fahren dort wo es Ihnen gefällt und hatten noch keine konkrete Routenplanung und waren sehr locker und entspannt. Echte Vorbilder!
Gestern Abend ist das WLAN ausgefallen, und wir konnten keinen Blogbeitrag mehr veröffentlichen. Daher werde ich noch kurz vom argentinischen Frühstück berichten. Heute gibt es Frühstückbuffet. Das hatten wir genau 2x in unserem Urlaub. Die Auswahl gibt einen sehr guten Eindruck bzgl. des hiesigen Frühstückes wieder. Ich habe mir erlaubt ein Foto vom Frühstücksbuffett zu machen (das Foto ist das Buffett, nicht unser Tisch): neben Brötchen, Zwieback, Marmelade, Frischkaese und Orangen gab es noch kleine Hörnchen (sog. Medialunas, also Halbmonde. Sind wirklich lecker) auf dem jetzt leeren Teller. Ich habe 15 Minuten gewartet, dass das Buffett wieder gefüllt wird, war leider nicht. Dazu kann man zwischen Kaffe, Milch und Tee wählen.  

Dienstag, 13. September 2022

Tag 22: Castillo de Cafayate - Alemanía

Der Windgott hat es heute nicht so gut mit uns gemeint. Relativ starker Wind aus NO und wir sind Richtung Salta nur noch in NO unterwegs. Wie folgen der asphaltierten Nationalstrasse 68, die durch die wunderschöne Schlucht "Quebrada de las Conchas" führt. Obwohl das eine sehr beliebte Touristenroute ist hält sich der Verkehr in Grenzen. Nur an den "Fotostops" knubbelt es sich. An den Felsformationen "Teufels Gurgel" oder  "Amphietheater" tummeln sich Busladungen voll Touris. Da gibt es halt auch kein schönes Foto.
Wir fahren weiter bis zu der alten, verlassenen Bahnstation Alemanía. Hier gibt es ein schönes Cafe/Restaurant, eine gute Campingmöglichkeit und es ist windgeschützt Alles wirkt so ruhig und friedlich hier, uns gefällt es so gut, dass wir spontan entscheiden hier zu bleiben. Das Lauteste hier sind die Hühner und das Gefährlichste die Kühe. Eine Kuh liebt es Zelte und Kleidung zu essen. Falko nimmt sehr viel Anteil an den Hähnenkämpfen: er versucht ständig zu schlichten.....


Tag 22: Castillo de Cafayate - Alemanía

Heute gab es eine kleinere Sehenswürdigkeit zu besichtigen: die Puente Morales, eine alte Stahl-Brücke über den Rio Conchas, die längst nicht mehr im Betrieb ist und durch eine neue Brücke 100m daneben ersetzt wurde. Wir sind den kleinen Umweg gefahren, um über die alte Brücke zu radeln, denn die ist aus dem Film "Relatos Salvajes" bekannt (https://youtu.be/ASzg2BO_tJk) von Damián Szifron. Der Film mutet etwas seltsam an, er handelt von dem schmalen Grad zwischen Zivilisation und Barbarei. Eigentlich kein argentinisches Thema. Aber einen großen Fehler konnten wir im Film entdecken: die Darsteller tun so, als gäbe es hier Handyempfang. So ein Unsinn.

Ansonsten war der Tag vom heftigen Gegenwind geprägt, der uns einiges abverlangt hat. Das Dorf Alemania liegt etwas abseits der Straße und ist erstaunlich ruhig. Der letzte Zug ist hier schon vor 100 Jahren abgefahren.


Montag, 12. September 2022

Tag 21: Cafayate - Castillos de Cafayate

Heute wieder nur ein kurzer Tag. Vor uns liegt ein längeres Stück ohne Übernachtungsmöglichkeit, das wollen wir morgen am Stück fahren. Heute haben wir uns bis zum letzten Hotel südlich der morgigen Etappe begeben. Die Tatsache, dass das Hotelzimmer eine gute Aussicht hat, nehmen wir dafür in Kauf. 

Gleich neben dem Hotel liegt das Weingut Peña Veyrat Durbex, das im Rahmen einer Degustation besichtigt werden will. Auch diese Bürde nahmen wir klaglos in Kauf.

Das Abendessen in unseren Hotel war fantastisch gut. Zum Trinken gab es den Wein von nebenan. So sitzen wir noch etwas am Kaminfeuer des Hotels und genießen die Gastfreundschaft Nordargentiniens.

Ja, ich weiß: morgen muss ich früh aufstehen und ordentlich Fahrrad fahren. Aber das ist ein Problem von morgen. 

Tag 21: Cafayate - Castillos de Cafayate

Unseren heutigen Übernachtunsort hatte Falko schon lange im Vorfeld eingeplant: Eine Bodega mit Weinverkostung.
Die Bodega liegt irgendwo zwischen Cafayate und Salta im Nichts. Die Zimmer sind eine Wucht mit wunderbarer Aussicht auf die Quedabra de las Conchas. Im Zimmer die Aussicht genießen und dabei Spanisch lernen - TOP!
Die Weingutführung war sehr interessant. Es handelt sich um ein recht kleines Weingut mit ca 80.000 Flaschen Wein im Jahr. Die roten Trauben sind Malbec und Cabernet Sauvignon. Wir haben den Wein "Hijo del Viento"  einen Blend der beiden Trauben probiert, sowie den Weisswein "Finca La Punilla", welcher aus der Traube Torrontés Riojano gekellert wird, einer Muskateller ähnlichen Traube.
Rotweine werden hier kühlschrankkalt serviert, was uns nicht so zusagt, aber in Nordwest- Argentinien offensichtlich Standard ist. Wir haben dies in allen von uns besuchten Restsurants, als auch heute bei der Weinprobe feststellen müssen. Andere Länder - andere Sitten.
Die heutige Anekdote hat gestern Abend im Restaurant stattgefunden: der Kellner sagte mir nach der Bestellung, dass ich gut Spanisch sprechen würde, worauf ich antwortete ich möchte kein Fleisch....
Das war total absurd, aber zu meiner Verteidigung hoffe ich, die Umstände erklären zu können. Ich hatte den Kellner gefragt, was der Unterschied zwischen einer Tortilla española und einer Tortilla papas y cebolla waere. Da die española mit Fleisch sei, bestellte ich die Tortilla ohne Fleisch. Als er dann was von buena und española hinter der Covidmaske sagte, da..... naja, da nahm das Gespräch den absurden Verlauf an.
Das Essen selber war aber sehr lecker. Falko meinte meine Tortilla wäre seiner gestrigen Pizza mit Pommes und Rührei sehr ähnlich, nur besser.

Sonntag, 11. September 2022

Tag 20: San Carlos - Cafayate

Nach einer recht entspannten Halbtagesetappe sind wir heute in Cafayate angekommen.

Cafayate liegt an der Kreuzung der Ruta 40 mit der RN68, die auf direktem Weg nach Norden Richtung Salta führt und uns zu unseren Startpunkt zurückführen wird. Das Projekt ruta 40 ist für uns für dieses Jahr abgeschlossen. Es war anstrengend, fordernd, manchmal sogar eine Qual. Aber die Landschaft war schöne, abwechslungsreich und manchmal sogar spektakulär. Es hat sich gelohnt. 
 Die letzten Kilometer nach Cafayate sind asphaltiert und leicht zu fahren.

Auf der Etappe blieb genug Zeit, um die Papageien zu beobachten. Ziemlich lärmendes Volk, diese Papageien. 


Morgen geht es auf der RN68 in Richtung Salta.