Sonntag, 18. September 2022

Tour 2022: Abreise

Nachdem wir zwei entspannte Tage in Salta verbracht haben, gibt es nur noch zwei wichtige Punkte zu erledigen: (a) ein geeignetes Restaurant für das Tour-Abschluss-Essen finden und (b) die Räder zerlegen und verpacken.
Punkt (a) ist einfacher und macht mehr Spaß, also ziehen wir das vor.

Dann heißt es: Räder verpacken und zum Flughafen aufbrechen. Unsere Gastgeber fahren uns freundlicherweise zum Flughafen.

Hinter uns liegen anstrengende Wochen mit irren Herausforderungen: Sie Steigung. Der Wind. Die Höhe. Die Kälte. Aber das ist alles Nebensache. Wir sind durch spektakuläre Landschaften mit Tälern, Hochebenen und Vulkanen gefahren, haben Salzseen und Flüsse durchquert, sind in den Anden auf der ruta40 gefahren auf einer Höhe von über 4500m. Mit dem Fahrrad über das Altiplano gedüst und längs der Cordillera geradelt, um uns herum die Gipfel der Anden. Beobachtet von den neugierigen Blicken von Nandus, Lamas, Alpakas und Vicunjas. Alles wunderbare Erlebnisse. Und wir durften wieder mal viele nette, gastfreundliche Menschen kennenlernen. Auch dafür sind wir dankbar.
Jetzt sitzen wir am Flughafen in Salta und warten auf unseren Flug nach Cordoba.

Ach, eins noch: den Anstieg Cuesta de Lipan werde ich in diesem Leben nicht nochmal fahren. Und ich glaube, Marion denkt über den unasphaltierten Abschnitt der ruta40 ähnlich.

Donnerstag, 15. September 2022

Tag 24: El Carill - Salta

Unser letztenr Fahrradtag nach Salta war unspektakulär kurz. Der Strassenverkehr hatte erheblich zugenommen, und damit auch die nicht so rücksichtsvollen Autofahrer.
Spektakulär wurde dann unser Nachmittag in Salta, den wir für Einkäufe/ Vorbereitung der Fahrradverpackung nutzen wollten.
Wie hatten nicht bedacht, dass in Salta vom 13.September bis 15.September das religiöse  Fest "Señor y Virgin del Milagro" stattfindet, welches jährlich mehr als 850.000 Besucher anzieht. Das gesammte Zentrum der 450.000 Einwohner Stadt ist abgesperrt und es findet eine riesige Prozession statt. Es ist ein riesiges Volksfest, zu dem die Teilnehmer ihre  Madonnenfiguren schmücken und zur Weihung mitbringen. Überall kann man Fahnen mit religiösen Motiven kaufen und überall gibt es Verkaufsstände für Essen und Trinken. Polizeihundertschaften sind unterwegs um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Was nicht wirklich funktioniert. Argentinien ist auch ohne Volkfest ein lautes Land, aber die Stimmung ist aggressionsfrei, alle sind aufgeregt aber auf positive Art und Weise. Trotzdem überfordert mich der Trubel und diese Menschenmengen. Ich bin froh, wieder zurück in unserem Unterkunft zu sein, wo ich mir die Historie des Festes ergoogle. Das Fest geht auf das Jahr 1692 zurück, als ein extremes Erdbeben im September die Stadt Salta und insbesondere die Kathedrale der Stadt stark beschädigten. Das Beben begann am 13. September und die ebenfalls starken Nachbeben wurden erst durch ein Wunder am 15. September beendet. Das Wunder wird "Señor y Virgin del Milagro" genannt und ist begründet in einer Prozession, in der die Bilder des gekreuzigten Jesu und der Jungfrau Maria durch Salta getragen werden. Die Bilder haben den folgenden Hintergrund: 
1592 spendete ein Bischof das barocke Bild des gekreuzigten Jesus für die neue Kathedrale der noch jungen Stadt Salta. Das Bild wurde an Perus Küste angeschwemmt, ohne dass man weiß, mit welchem Schiff es aus Spanien verschickt wurde noch was mit dem Schiff passiert ist. Von Lima aus wurde das Bild dann 2800 km auf einem Eselsrücken über den Inka-Trail nach Salta gebracht. (Das Bild war in einer Holzkiste, in welcher Absender als auch Adressat eingebrannt war.) In Salta ist das Bild aber dann in Vergessenheit geraten.  Es stand 100 Jahre unbeachtet irgendwo in einem unwichtigen Seitenalter der Kathedrale. Dann bebte die Erde am 13. September und beschädigte die Kathedrale schwer. Den Seitenaltar aber nicht. Durch das Beben fiel ein ebenfalls vergessenes Marienbild zu Füssen des Bildes des gekreuzigten Jesu,  dass es aussah, als ob das Marienbild das Jesubild anflehen würde. Durch die Zeit hatte das Gesicht der Maria eine eher unnatürliche Farbe angenommen, was den Effekt zu verstärken schien. Allen war klar: Maria hat durch ihr Flehen Schlimmeres verhindert und viele Leute kamen, um Maria und Jesu zu danken. Dummerweise gab es starke Nachbeben und es wurden die beiden Bilder an verschiedenen Stellen der Stadt aufgebahrt, zu denen viele Leute pilgerten. Die Nachbeben hörten aber nicht auf, bis am 15. September ein Jesuitenmönch prophezeite, dass nur eine Prozession durch die Stadt die Beben beenden könnte. Gesagt,  getan: die Prozession wurde noch am gleichen Tag durchgeführt, es gab ein letztes starkes Nachbeben während der Prozession, und das wars. Das Wunder war geboren und wird nun jährlich gefeiert. 


Da wir keine Bilder in dem Chaos gemacht haben, anbei ein lizensfreies Bild von Wikipedia. 


Description
Español: Procesión del Señor y Virgen del Milagro en la Provincia de Salta (Argentina).
Date
Sourcehttps://www.flickr.com/photos/99680259@N06/9413089738/
AuthorNestor Troncoso

Tag 24: El Carill - Salta

Die letzten 25km nach Salta sind recht unaufgeregt. Eine kurze Etappe. In Salta steuern wir zunächst unsere Unterkunft an und duschen unser staubiges Gepäck ab. Danach fahren wir in die Stadt, was sich aber zu einem Fiasko entwickelt: keine Kreuzung ohne Polizei, die uns aufgrund von Straßensperrungen in die entgegengesetzte Richtung schickt. Und Tausende, ach was, hundert Tausende von Besuchern in Salta. Unzählige Gruppen starten von verschiedenen Orten ihre Prozession zur Kirche. Völlig undurchschaubar, nach welchem Muster sich die Menschenmassen bewegen.
Was tun? Im Chaos gilt: das Wichtigste zuerst. Also gehe ich zum Barbier und lasse mir die Berthaare stutzen. Um wieder zivilisiert auszusehen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten. 

Tag 23: Alemanía - El Carill

Vorletzte Etappe, der Verkehr nimmt zu. Die Landschaft ist nicht mehr ursprünglich sondern durch den Menschen geprägt. Erfreulicherweise wird auch Wein angebaut.

Zum Abendessen genehmigen wir uns wieder eine Flasche Rotwein aus der Region. 


Positiv: das Frühstück in El Carill war perfekt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten: am Ende der Tour mussen wir unsere Kalorien-Aufnahme nämlich wieder reduzieren.

Tag 23: Alemanía - El Carill

Nach 75 km Radtour beschliessen wir in El Carill zu bleiben. Das Hotel sieht sauber genug aus, dass wir uns nach der Zeltnacht in Alemanía wieder grundreinigen können. Auch das Abendessen hier war sehr gut und im Vergleich zur schönen aber überteuerten Touristenstätte Alemanía angenehm günstig. Die Radtour selber war unspektakulär. Wir haben die schöne Schlucht "Quedabra de las Conchas" verlassen und müssen uns jetzt auch mit mehr Autoverkehr die Strasse teilen. Man merkt, man kommt dem Zentrum Salta immer näher. 
Getroffen haben wir ein sehr nettes Tandempaar aus Antwerpen (61 und 51 Jahre alt), die in ihrem Sabatical vor ca. 6 Monaten in Peru gestartet sind und die Richtung Patagonien fahren wollen. Sie fahren dort wo es Ihnen gefällt und hatten noch keine konkrete Routenplanung und waren sehr locker und entspannt. Echte Vorbilder!
Gestern Abend ist das WLAN ausgefallen, und wir konnten keinen Blogbeitrag mehr veröffentlichen. Daher werde ich noch kurz vom argentinischen Frühstück berichten. Heute gibt es Frühstückbuffet. Das hatten wir genau 2x in unserem Urlaub. Die Auswahl gibt einen sehr guten Eindruck bzgl. des hiesigen Frühstückes wieder. Ich habe mir erlaubt ein Foto vom Frühstücksbuffett zu machen (das Foto ist das Buffett, nicht unser Tisch): neben Brötchen, Zwieback, Marmelade, Frischkaese und Orangen gab es noch kleine Hörnchen (sog. Medialunas, also Halbmonde. Sind wirklich lecker) auf dem jetzt leeren Teller. Ich habe 15 Minuten gewartet, dass das Buffett wieder gefüllt wird, war leider nicht. Dazu kann man zwischen Kaffe, Milch und Tee wählen.  

Dienstag, 13. September 2022

Tag 22: Castillo de Cafayate - Alemanía

Der Windgott hat es heute nicht so gut mit uns gemeint. Relativ starker Wind aus NO und wir sind Richtung Salta nur noch in NO unterwegs. Wie folgen der asphaltierten Nationalstrasse 68, die durch die wunderschöne Schlucht "Quebrada de las Conchas" führt. Obwohl das eine sehr beliebte Touristenroute ist hält sich der Verkehr in Grenzen. Nur an den "Fotostops" knubbelt es sich. An den Felsformationen "Teufels Gurgel" oder  "Amphietheater" tummeln sich Busladungen voll Touris. Da gibt es halt auch kein schönes Foto.
Wir fahren weiter bis zu der alten, verlassenen Bahnstation Alemanía. Hier gibt es ein schönes Cafe/Restaurant, eine gute Campingmöglichkeit und es ist windgeschützt Alles wirkt so ruhig und friedlich hier, uns gefällt es so gut, dass wir spontan entscheiden hier zu bleiben. Das Lauteste hier sind die Hühner und das Gefährlichste die Kühe. Eine Kuh liebt es Zelte und Kleidung zu essen. Falko nimmt sehr viel Anteil an den Hähnenkämpfen: er versucht ständig zu schlichten.....


Tag 22: Castillo de Cafayate - Alemanía

Heute gab es eine kleinere Sehenswürdigkeit zu besichtigen: die Puente Morales, eine alte Stahl-Brücke über den Rio Conchas, die längst nicht mehr im Betrieb ist und durch eine neue Brücke 100m daneben ersetzt wurde. Wir sind den kleinen Umweg gefahren, um über die alte Brücke zu radeln, denn die ist aus dem Film "Relatos Salvajes" bekannt (https://youtu.be/ASzg2BO_tJk) von Damián Szifron. Der Film mutet etwas seltsam an, er handelt von dem schmalen Grad zwischen Zivilisation und Barbarei. Eigentlich kein argentinisches Thema. Aber einen großen Fehler konnten wir im Film entdecken: die Darsteller tun so, als gäbe es hier Handyempfang. So ein Unsinn.

Ansonsten war der Tag vom heftigen Gegenwind geprägt, der uns einiges abverlangt hat. Das Dorf Alemania liegt etwas abseits der Straße und ist erstaunlich ruhig. Der letzte Zug ist hier schon vor 100 Jahren abgefahren.


Montag, 12. September 2022

Tag 21: Cafayate - Castillos de Cafayate

Heute wieder nur ein kurzer Tag. Vor uns liegt ein längeres Stück ohne Übernachtungsmöglichkeit, das wollen wir morgen am Stück fahren. Heute haben wir uns bis zum letzten Hotel südlich der morgigen Etappe begeben. Die Tatsache, dass das Hotelzimmer eine gute Aussicht hat, nehmen wir dafür in Kauf. 

Gleich neben dem Hotel liegt das Weingut Peña Veyrat Durbex, das im Rahmen einer Degustation besichtigt werden will. Auch diese Bürde nahmen wir klaglos in Kauf.

Das Abendessen in unseren Hotel war fantastisch gut. Zum Trinken gab es den Wein von nebenan. So sitzen wir noch etwas am Kaminfeuer des Hotels und genießen die Gastfreundschaft Nordargentiniens.

Ja, ich weiß: morgen muss ich früh aufstehen und ordentlich Fahrrad fahren. Aber das ist ein Problem von morgen. 

Tag 21: Cafayate - Castillos de Cafayate

Unseren heutigen Übernachtunsort hatte Falko schon lange im Vorfeld eingeplant: Eine Bodega mit Weinverkostung.
Die Bodega liegt irgendwo zwischen Cafayate und Salta im Nichts. Die Zimmer sind eine Wucht mit wunderbarer Aussicht auf die Quedabra de las Conchas. Im Zimmer die Aussicht genießen und dabei Spanisch lernen - TOP!
Die Weingutführung war sehr interessant. Es handelt sich um ein recht kleines Weingut mit ca 80.000 Flaschen Wein im Jahr. Die roten Trauben sind Malbec und Cabernet Sauvignon. Wir haben den Wein "Hijo del Viento"  einen Blend der beiden Trauben probiert, sowie den Weisswein "Finca La Punilla", welcher aus der Traube Torrontés Riojano gekellert wird, einer Muskateller ähnlichen Traube.
Rotweine werden hier kühlschrankkalt serviert, was uns nicht so zusagt, aber in Nordwest- Argentinien offensichtlich Standard ist. Wir haben dies in allen von uns besuchten Restsurants, als auch heute bei der Weinprobe feststellen müssen. Andere Länder - andere Sitten.
Die heutige Anekdote hat gestern Abend im Restaurant stattgefunden: der Kellner sagte mir nach der Bestellung, dass ich gut Spanisch sprechen würde, worauf ich antwortete ich möchte kein Fleisch....
Das war total absurd, aber zu meiner Verteidigung hoffe ich, die Umstände erklären zu können. Ich hatte den Kellner gefragt, was der Unterschied zwischen einer Tortilla española und einer Tortilla papas y cebolla waere. Da die española mit Fleisch sei, bestellte ich die Tortilla ohne Fleisch. Als er dann was von buena und española hinter der Covidmaske sagte, da..... naja, da nahm das Gespräch den absurden Verlauf an.
Das Essen selber war aber sehr lecker. Falko meinte meine Tortilla wäre seiner gestrigen Pizza mit Pommes und Rührei sehr ähnlich, nur besser.

Sonntag, 11. September 2022

Tag 20: San Carlos - Cafayate

Nach einer recht entspannten Halbtagesetappe sind wir heute in Cafayate angekommen.

Cafayate liegt an der Kreuzung der Ruta 40 mit der RN68, die auf direktem Weg nach Norden Richtung Salta führt und uns zu unseren Startpunkt zurückführen wird. Das Projekt ruta 40 ist für uns für dieses Jahr abgeschlossen. Es war anstrengend, fordernd, manchmal sogar eine Qual. Aber die Landschaft war schöne, abwechslungsreich und manchmal sogar spektakulär. Es hat sich gelohnt. 
 Die letzten Kilometer nach Cafayate sind asphaltiert und leicht zu fahren.

Auf der Etappe blieb genug Zeit, um die Papageien zu beobachten. Ziemlich lärmendes Volk, diese Papageien. 


Morgen geht es auf der RN68 in Richtung Salta.


Tag 20: San Carlos - Cafayate

Cafayate ist mit ca. 14.000 Einwohnern zwar nur die 6st grõsste Stadt in der Provinz Salta, aber nach der Haupstadt Salta der wichtigste touristische Ort der Provinz. Schon bei der Einfahrt merkt man, dieser Ort ist reich. Viele neue Gebäude, alles gut in Schuss, viele Hotels und Bodegas mit Weinverkostung und im Zentrum reiht sich ein Cafe an das  nächste Restaurant. Ein krasser Kontrast zu den letzten 2 Wochen. Das gilt allerdings auch für die Lautstärke und den Verkehr,  sowie die Restaurantpreise. Was sich nicht geändert hat: Essen wird auch hier gerne lauwarm serviert, bzw. mindestens eines unserer Gerichte kommt ziemlich kalt an den Tisch. Das Konzept Gerichte für einen Tisch zur gleichen Zeit fertig zu stellen scheint hier offenbar ersetzt durch sequentielle Anarbeitung. Egal, kalte Spiegeleier und lauwarmer Kartoffelbrei schmecken auch. Das ist meckern auf hohem Niveau, wir lassen uns unseren heutigen Ruhetag trotzdem gut gehen.
In der ursprünglichen Planung wollten wir Cafayate nördlich umfahren. Aber da wir unseren Puffertag bislang nicht gebraucht haben und uns für die kommenden 200 km und ca.1300 hm (hoch und wieder runter) bis Salta Flughafen noch 4 Fahrradtage zur Verfügung stehen, haben wir uns kurzfristig für den ungeplanten Stop nach nur 22 km in Cafayate entschieden. 
Heutige Anekdote: wir sind überfordert mit der heutigen Restaurantauswahl. Soviele Möglichkeiten hatten wir in den kompletten letzten 3 Wochen nicht.

Tag 19: Angastaco - San Carlos

Ja, der letzte unasphaltierte Abschnitt auf der Ruta 40 liegt hinter uns. Auch wenn es nicht immer leicht war: die Strecke vom Abra del Acay hier runter über La Poma, Cachi und Molinos war traumhaft schön, Lamas, Alpakas, Kakteen, Wasserdurchfahrten und interessante Gesteinsformationen. Toll.

Gestern abend habe ich die beste Pizza aller Zeiten gegessen. Zumindest in der Kategorie "belegt mit Pommes, Rührei und Oliven". Naja, es wird vermutlich Jahrzehnte dauern, bis Platz 2 der Bestenliste belegt ist.


Samstag, 10. September 2022

Tag 19: Angastaco - San Carlos

Asphaltstrasse! Endlich! 5 km vor unserem heutigen Zielort San Carlos endet die unbefestigte Strasse. Auf den heutigen 50 km haben wir wieder eine ganze Weile unsere Fahrräder schieben müssen. Heute morgen wurden wir durch die spektakulären "Quebrada de las Flechas" belohnt. Die Flechas sind eine Schlucht mit spitzen Steinformationen, die vor ca. 20 Millionen Jahren am Rande der Puna entstanden sind.
Wir sind jetzt in einem sehr touristischen Abschnitt der Routa 40. Es sind deutlich mehr Touristen unterwegs als nördlich von Cachi, aber derzeit ist Nebensaison und die Absolutzahl der Touristen hält sich trotzdem in Grenzen. 

Freitag, 9. September 2022

Tag 18: Molinos - Angastaco

Auch heute mussten wir die Fahrräder im Schritttempo durch den tiefen Sand bewegen. Das macht nur bedingt Spaß, aber mehr als 5 km/h geht einfach nicht.

Am Nachmittag sind wir in Angastaco angekommen. Ein kleines Dorf mitten im Sand mit viel Wind. Wir besuchen das einzige verfügbare Comedor und müssen feststellen, dass der Rotwein hier im Kühlschrank gelagert wird. Eine gute Entscheidung, da er so seinen unangenehmen Geschmack im Glas nicht richtig entfalten kann. 

Auch heute waren viele Greifvögel zu sehen, einen konnte ich fotografieren. Ich glaube, der hat das bemerkt, anders kann ich mir seinen grimmigen Blick nicht erklären. Kann aber auch sein, dass die immer so gucken.



Morgen wird nochmal schwierig, da wir uns weiterhin durch diese Sandlandschaft quälen müssen. Die Operaton "Sandbox" wird aber bald ihr Ende finden. Hoffe ich.

Tag 18: Molinos - Angastaco

Ehrlicherweise darf ich den heutigen Tag nicht Fahrradtag sondern muss ihn Fahrradschiebetag nennen. Nicht nur die Strasse, die ganze Gegend schien heute ein riesiger Sandkasten zu sein. Sehr deprimierende 40 km heute, für die wir aufgrund des vielen Schiebens den ganzen Tag gebraucht haben. Was aber im Nachhinein auch einen gewissen "Vorteil" darstellt, denn auch unser heutiger Übernachtunsort Angastaco ist ein totes, deprimierendes Städtchen. Hier will man nicht mehr Zeit als nötig verbringen. Zum Abendessen gibt es nur eine einzige Bar mit kleiner Essensauswahl und für das morgige Frühstück gibt es gar keine Option. Wir haben uns heute Brot und Kekse gekauft. Wir hoffen, dass es morgen besser wird. Leider stehen morgen weitere 50 km auf der schlechten Routa 40 an.
Jetzt noch eine nette Anekdote von heute morgen: Bei unserem Start wurden wir von einem lokalen, sehr anhänglichen Schäferhund begleitet. Der Schäferhund ist uns schon gestern Abend aufgefallen, als er uns zum Hotel begleitete. Nach ca. 2 km überholt uns ein Wagen. Eine junge Frau springt aus dem Wagen und versucht den Schäferhund Lolo in ihren Wagen zu locken. Lolo wollte bei uns Fahrradfahrern bleiben.  Die junge Frau erzählt uns, dass Lolo eigentlich nach Cachi gehört (40 km nördlich von Molinos) und sie ihn auch wieder hinbringen will. Lolo schließt sich aber immer wieder Radfahrern an. Die scheinen ihn zu faszinieren. Und es fahren oft geführte Radtouren (mit Autobegleitung) von Cachi Richtung Molinos. Als Falko und ich gestern vormittag in Cachi kurz Station gemacht haben, ist eine Radtruppe von ca. 25 Touristen gestartet. Wir glauben, dass Lolo sich denen angeschlossen hatte. Auf jeden Fall wollte Lolo heute morgen weiter mit uns nach Angastaco. Gut das die junge Frau das bemerkt hat. Mit Hilfe von Falko wurde Lolo dann in ihr Auto gelockt. Ende gut, alles gut!

Donnerstag, 8. September 2022

Tag 17: Payogaste - Molinos

Das Frühstück war nichr so traurig wie erwartet, aber im Vergleich zu Deutschland scheint das Frühstück in Argentinien eher eine untergeordnete Rolle zu haben. Dafür war der Frühstückssaal eine Wucht, der Frühstücksraum in der 100 Jahre alten Finca war sehr schön eingerichtet und mit wunderbarem Ausblick auf die Ausläufer der Anden. Die heutigen 60 km starten einfach. Es stehen 10 km Asphalt bis Cachi an. Cachi zählt neben der Provinzhauptstadt Salta und dem bekannten Weinort Cafayate zu den drei Hauptattraktionen der Provinz. Man merkt sofort, dass nach Cachi viele Touristen kommen. Asphaltierte Straßen, viele Cafés, Restaurants und Souvenirläden und hohe Polizeipräsenz. Wir halten uns aber nicht lange auf,  denn es liegen noch 50 km unbefestigte Strasse vor uns. Die Routa 40 geht durch wunderschöne Landschaft weiter Richtung Süden. Aber mit der spektakulären Alti Plano der letzten Tage kann der heutige Tag nicht mithalten. Die Temperaturen sind jetzt sommerlich angenehm bis 30°C und abends fallen die Temperaturen auf ca. 10°C. Die Thermokleidung kann ich ab jetzt getrost ganz unten in die Taschen packen. Dafür bräuchte ich jetzt Wind- bzw. Staubschutz. Der Wind steigert sich am Nachmittag auf Sturmstärke und Böen fegen den trockenen Sand auf, so dass man vor lauter Sand den Himmel nicht mehr sehen kann. Der Sand klebt auf der Sonnencreme, alles ist voller Sand. Unser heutiger Gastgeber holt erst mal eine Handbürste raus, damit wir das Gepäck vom Staub befreien können, bevor wir es in das Zimmer tragen dürfen. Mit der heutigen Unterkunft haben wir viel Glück, auch das Abendessen ist lecker und wir haben einen schönen Abend mit einem netten niederländischen Paar verbracht, die derzeit in ihrem Sabatical Argentinien und Bolivien bereisen und auch sonst schon viele interessante Reisen durchgeführt haben. Es war ein sehr toller Abend.

Tag 17: Payogaste - Molinos

Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt von einem Problem zu einem größeren Problem: heute morgen beim Zähneputzen habe ich in der Dusche eine große Spinne gesehen: Problem! Etwa 15 Minuten später saß ich neben der Dusche auf dem Klo und die Spinne war nicht mehr in der Dusche. Größeres Problem! Die Spinne wird sich denken, dass man es mir aber auch nie recht machen kann.

Der Tag fing gut an und hatte - wie jeder Tag im Leben - das Potential, sich im weiteren Verlauf in Richtung Katastrophe zu entwickeln. Aber der Reihe nach: wir sind früh gestartet und waren nach 10km in Cachi. 

Die Landschaft ist nicht mehr so spektakulär wie oben auf dem Altiplano, ist aber durchaus sehenswert. 

Südlich von Cachi haben wir noch ein Gruppenfoto mit Kaktus gemacht.

Die ruta 40 wird zwischen Churcal (oder dem Dorf auf der anderen Flussseite gegenüber von Churcal) asphaltiert und wir müssen eine Umleitung fahren. Die ruta 40 war schon in einem schlechten Zustand, aber die Umleitung? Puh. Unheimlich lange Abschnitte mit Sand. Foto von der Baustelle von Süden /Molinos.

Und wenn Du denkst, schlimmer kann es nicht werden, dan kommt Gegenwind dazu. Wenn dann der Wind mal so richtig Gas gibt, dann wird es unschön.

Ziemlich kaputt haben wir Molinos erreicht. Seit einiger Zeit kreisen recht große Vögel über uns. So Vögel, die ewig kreisen und dabei ständig konzentriert nach unten gucken. Ich hoffe mal, dass die sich nicht von Radfahrern ernähren.



Mittwoch, 7. September 2022

Tag 16: La Poma - Payagaste

Ab La Poma folgen wir dem Valles Calchaquíes in Richtung Süden. Kurz nach dem Ortsausgang von La Poma queren wir auf einer Brücke den Fluss Rio Calchaqui. Das ist neu. Eine Brücke. Trockenen Fußes einen Wasserlauf überqueren. Ja, wir haben das Altiplano verlassen, die Höhen der Cordillera liegen hinter uns. 

Der Vormittag bietet weiterhin spektakuläre Landschaften, wir kommen nur langsam vorwärts, da wir ständig anhalten und Fotos machen.


Unterwegs kommen wir an den Graneros Incaicos de La Poma vorbei, einer uralten Lagerstätte der Inkas, die hier Getreide für den Weitertransport nach Norden eingelagert haben. Der Versand ging damals bis nach Peru. 

Am Nachmittag kommen auch nur langsam vorwärts, da die Straße grottenschlecht ist. Welcher Fahrradfahrer jubelt schon über feinen Kies und Splitt? Oder extremer Wellblechpiste? 

Egal, es muss ja weitergehen. Also quälen wir uns bis Paragosta und übernachten mal wieder mit Heizung, warmen Wasser und eigener Toilette.