Montag, 16. September 2024

Abreise

Bei unseren Besuchen im Baumarkt fiel mir ein Kleintransporter auf, der in der Fahrerkabine ein "mich-kann-man-mieten-Schild" kleben hat. Auf das Schild angesprochen erklärt der Fahrer sich bereit, uns am Montag zum Flughafen zu fahren. Abflug ist um 08:00, check-in ab 06:00. Mit etwas Rumgehampel wegen des Zollformulars wollen wir um 05:30 am Flughafen sein und verabreden mit dem Fahrer eine Abholung um 05:00.
Am Vorabend stimmen wir Abholzeit und Abmessung der Fahrrad-Kartons nochmal ab und einigen uns darauf, uns gegenseitig um 04:00 per WhatsApp-Anruf zu Wecken. Sicher ist Sicher.
Gegen 04:15 Uhr fährt unser Fahrer vor dem Hotel vor. Mit seinem privaten PKW. Mit Dachgepäckträger. Er meint, die Kartons könne man auf dem Dach verzurren. Genau das wollen wir nicht. Einfache Regel: mach die Kartons nicht schon vor dem Flughafen kaputt. Um 04:30 einigen wir uns darauf, dass er seinen Transporter holt, das würde 30 Minuten dauern. 
Um 05:00 fangen wir an, uns Sorgen zu machen, ab 05:10 diskutieren wir Alternativen, aber da taucht unser Mann denn auch auf. Wir verstauen unser Gepäck (2 Fahrradkartons  4 Gepäckstücke) auf dem Wagen und düsen los, um 05:45 erreichen wir den Flughafen.

Die zweite Hürde ist der Check-in. Der Agent am Schalter weiß mit unseren Fahrrädern nichts anzufangen, wirkt etwas unbeholfen. Es druckt dann Gepäck-Label bis Santiago aus und klebt die Label auf unser Gepäck. Wir fliegen mit LATAM in der Tat nach Santiago, dann mit LATAM weiter nach Bogota und mit Lufthansa weiter nach Frankfurt. Alle 3 Segmente auf einem Ticket. Warum also das Gepäck nur bis Santiago aufgeben. Eine Kollegin erklärt unserem Agenten etwas auf Spanisch,  die Label werden entfernt, neue Label ausgedruckt.
Nächste Hürde: der Agent erklärt uns, dass wir das Gepäck in Bogota entgegennehmen und neu aufgeben müssen. Seltsam, auf dem neuen Label steht doch Frankfurt drauf. Egal, wir nicken das erstmal ab, das Problem lösen wir später.
Nächste Hürde: Zoll. Wir halben die Fahrräder bei der Einreise von Bolivien deklarieren müssen, jetzt müssen wir das Formular bei der Ausreise ein zweites Mal abstempeln lassen, wenn wir die Räder ausführen. Der Zoll-Beamte in Arica fühlt sich nicht zuständig, wir fliegen nach Santiago, das ist auch Chile, da wird ja nichts exportiert. Da hat er nicht Unrecht. Er verweist auf die Kollegen in Santiago. Nur blöd, dass wir in Arica die Räder noch vorzeigen können, in Santiago befinden sich die Kartons in der Obhut von LATAM und stehen irgendwo im Keller. Aber Vorzeigen müsse man die Räder seiner Meinung nach dort nicht.
Abflug nach Santiago. 150 Minuten und einen Pappbecher Kaffee später kommen wir in Santiago an und gehen rüber zum Terminal für die internationalen Flüge. 
Nächste Hürde: Zoll. Wir gehen zum Zoll und erläutern unser Problem. Die Mitarbeiterin öffnet ein Tür und führt uns in einen riesigen Bereich, in dem der Zoll das tut, was der Zoll an Flughäfen so tut. Das ist der Bereich, in den man nicht gelangen will. In einem Büro sitzt ein Reisender, aus seinen geöffneten Koffern quillt originalverpackte Markenkleidung hervor. Die wir jetzt sauber gestapelt und inventarisiert. Nebenan wird die Seriennummer eines Satelliten-Telefons überprüft, eine andere Frau durchsucht einen Karton von Rechnungen, um irgendwas nachzuweisen. Im Hintergrund werden weitere Koffer geöffnet und die Reisenden zu einem der Büros begleitet. Wer hier sitzt, der hat ein Problem. Und zwischendrin: wir.
Aber: unsere Entscheidung, den Zoll zu kontaktieren, stellt sich als richtig heraus. Als wir mit einem Mitarbeiter sprechen, stempelt er unser Formular ab, die Einfuhr der Räder ist mit der Ausfuhr aufgehoben, der Vorgang hoch offiziell beendet. Er hätte die Räder gerne gesehen, aber wir konnten glaubhaft darlegen, sie aufgegeben zu haben und dass die Räder nun von LATAM befördert werden. 
Gleich geht's weiter nach Bogota. Ich gehe davon aus, dass unser Gepäck bis Frankfurt durchgecheckt ist.
Der Rückflug nach Frankfurt hat weit über eine Stunde Verspätung. Das ist aber das kleinere Übel: wir reisen zusammen mit der deutschen U20 Frauen Fussballnationalmanschaft nach Frankfurt. Während wir unsere Fahrräder bereits vor 6 Monaten bei Lufthansa angemeldet haben, hat der DFB seinen Flug erst gestern nach dem Ausscheiden im Viertelfinale gebucht. In Frankfurt mussten wir dann feststellen, dass die über 40 Alukisten vom DFB alle mitgenommen wurden, während unsere Fahrräder noch in Bogota stehen. Offensichtlich weiß die Lufthansa Prioritäten zu setzen. Der Privatreisende gehört nicht dazu.
Die Fahrräder und die Satteltaschen befinden sich noch in Bogota. 
Nur die hinteren Quertaschen sind in Frankfurt angekommen. Das Gepäck vom DFB war wohl wichtiger.