Samstag, 31. August 2024

Tag 13: Sabaya - Huachacalla

Heute nur ein kurzer Tag, daher mal ein ganz anderes Thema: 

Wenn sich Radfahrer über Routen und Unterkünfte austauschen, dann fällt in Südamerika häufig der Begriff "suicide shower", also Selbstmord-Dusche.
Gemeint ist damit: ja, es gibt eine Dusche mit Warmwasser, aber das Warmwasser wird im Duschkopf mit 220 Volt erzeugt. Die suicide-shower ist quasi Lateinamerikas Beitrag zum Weltkulturerbe.

Wer schon mal elektrische Geräte installiert hat, der hat sich bestimmt darüber geärgert, dass die aus dem Gerät herausragenden Kabel äußerst kurz sind. So auch hier: Die im Duschkopf vorinstallierten Kabel sind nur wenige Zentimeter lang und werden dann mit den aus der Wand ragenden Leitern verbunden. Wenn man Glück hat, dann sind die Verbindungsstellen mit Isolierband umwickelt - was für die Funktion des Duschkopfes natürlich nicht erforderlich und strenggenommen überflüssig ist.

Eingeschaltet wird der Duschkopf durch das Betätigen einer Sicherung, die aus Konfort-Gründen in der Nasszelle installiert ist, um mit tropfnasser Hand während des Duschens erreichbar zu sein.

Da die Steuerung des Systems über die Sicherung nur die Zustände "an" und "aus" kennt, erfolgt die Temperaturregelung über den Wasserdurchsatz, also den Volumenstrom (bitte entschuldigt das Wortspiel, ein Physiker würde mich umbringen). 
Die suicide-shower kombiniert die tödlichen Elemente Strom und Wasser und genau das wirkt auf mich beunruhigend. Angeblich sind die Dinger relativ sicher, solange man sie nicht berührt, was auch wieder so ein Thema ist, da ich einen Kopf größer bin als die Leute hier vor Ort. 
Man kann sich ausrechnen, dass zum Erhitzen des Wassers einige kW erforderlich sind und in der Tat: mit Einschalten der suicide-Shower wird das Licht im Raum gedimmt. 


Tag 13: Sabaya - Huachacalla

Ruhetag: nach den 5 anstrengenden Tagen gönnen wir uns einen Ruhetag. Unser Tag fängt mit spätem Aufstehen und Frühstück im Bett an. Bedeutet ab 7.00 ist an Schlaf nicht mehr zu denken, weil das Bolivianische Arbeitsleben deutlich zu hören ist und Falko wirft den Gaskocher für Tee an und wir genießen Tee und Kekse im Bett, da es a) im Zimmer zu kalt ist und b) es eh weder Tisch noch Stühle gibt.
Um 9.00 starten wir eine kurze 30 km Radtour zum nächsten Hotel in Huachacalla. Für die nächsten 120 km wird es keine Unterkunft mehr geben, daher werden wir morgen wieder zelten müssen. Wir genießen den heutigen Tag:  
wir sitzen gerade auf dem Marktplatz, genießen die Sonne , hören eine Band für das heutige Fest der "Principal Patrona Santa Rosa de Lima" proben. Die Heilige Rosa wurde 1586 in Lima geboren und wurde die erste und bedeutendste Heiligen der Neuen Welt. Rosa ist eine wichtige Patronin von Lima, Peru, Südamerika, Westindien und der Philippinen.
Speziell mit Huachacalla und Bolivien hat Rosa also nichts zu tun, aber man nutzt hier jede Gelegenheit für Fiestas. Wir sind (obwohl noch keine 15.00 Uhr) schon zu Tequilla eingeladen worden. Bin gespannt, was heute noch auf uns zukommt... Aber ich freue mich erst einmal auf eine nicht durchgelegene Matratze. Für uns ein echter Luxus. Ob ich mich an die Dusche traue, weiß ich noch nicht (s. Falkos Beitrag). Ich lasse mal Falko den Vorrang. 

Freitag, 30. August 2024

Tag 12: Coipasa - Sabaya

Heute noch einmal Salzseefahren. Noch einmal gegen Wind, Kälte, UV-Strahlung und Sandsturm ankämpfen. Im Bereich des nördlichen Endes des Salinas de Coipasa ist es einfacher, über den Salar zu fahren als über das Festland, denn die Piste auf dem Festland steht für Sand, Schotter und Geröll.

Wie weit der Salar hier reicht, hat uns überrascht, das im Internet zugängliche Kartenmaterial ist diesbezüglich nicht immer korrekt. 

Im weiteren Verlauf fahren wir an drei nahe beinander stehenden Steinbauten vorbei, bei denen es sich möglicherweise um Chullpas handelt. Chullpas sind Jahrhunderte alte Grabstätten, in denen wohlhabende Verstorbene mit einigen Grabbeigaben verbrannt wurden. 

Heute habe ich zum ersten Mal seit 5 Tagen wieder geduscht. Erschreckend ist nicht, wie lange ich nicht geduscht habe, erschreckend ist, wie egal es einem über die Tage wird.


Tag 12: Coipasa - Sabaya

Nach 5 Tagen sind wir zurück in der Welt der asphaltierten Strassen. 5 Tage auf Salz-  Schotter- oder Sandpisten. 5 Tage ohne Dusche. 5 Tage ohne geregelte Mahlzeiten. Das war ganz schön hart. Die ersten 2 Tage über den Salar de Uyuni waren noch super: 150 km über relativ glatt gefahrene Salzpiste inkl. einer geplanten Zeltnacht. Alles wunderschön. Aber die kommenden 3 Tage und 3 Nächte hatten es in sich. In Llica hatten wir wenigstens noch Strom in unserer Unterkunft (keine Dusche, keine Heizung, Gemeinschaftstoilette) und als Abendessen gab es frittierte Kartoffel mit frittierten Hühnchen und Reis (keinerlei Alternative möglich). Am Folgetag haben wir nur gut 20 km über eine Sandpiste geschoben. War das anstrengend: teilweise mussten wir zu zweit ein Fahrrad durch den Sand schieben. Alleine konnte man die schweren Fahrräder oft nicht bewegen. Und die Anstrengung auf gut 3600 Hm geht richtig auf den Kreislauf: an besonders schwierigen Stellen mussten wir nach 10m schieben anhalten um uns von der Anstrengung zu erholen. Das war richtig heftig. Und dann mussten wir mitten im Nirgendwo zelten. Am nächsten Morgen weiter über den kleineren und touristisch unbekannten Salar de Coipasa. Ich hatte mich so sehr auf die einfache Fahrt über den Salar gefreut, musste aber feststellen: dieser Salar ist ganz anders als der bekannte Salar de Uyuni. Während der letztere aussieht wie ein riesiges "Siedler von Catan"-Spiel mit seinen gleichmässigen 5 -oder 6- Ecken und total trocken und glatt gefahren ist, ist der kleinere Salar im Norden an vielen Stellen viel nasser und matschiger, ähnlich wie auf einer Skitalfahrt an einem Nachmittag Mitte April. Und da wo er nicht matschig ist, da ist er wie eine unebene pustelige Fläche.  Anstrengend.

Und dann schaffen wir es doch bis zum Zielort Coipasa. Um dort festzustellen: Übernachtung ohne Strom, ohne Dusche, ohne Heizung, ohne..., und im Ort keine Essensmöglichkeit. (Auch wenn Google Maps ein Restaurant anzeigt.) Immerhin gab es in dem einzigen Tante Emma Laden des 1000 Einwohner Dorfes eine Instant Nudelsuppe zu kaufen. Und heute haben wir dann die letzten 35 km auf nicht asphaltierer Strasse nach Sabaya geschafft. Wir haben ein Zimmer mit Dusche und Strom. Und "Restaurants" gibt es auch mit folgendem Gericht: frittierte Kartoffel mit frittierten Hühnchen und Reis. Diesmal sogar mit zusätzlichem Spiegelei. Wir sind wirklich glücklich. Total erschöpft, aber glücklich. Das waren harte 5 Tage. Aber gleichzeitig haben wir die faszinierende Landschaft erlebt und sehr, sehr freundliche, hilfsbereite und kommunikationsfreudige Menschen getroffen. Das ist ein Erlebnis. Ich würde wiederkommen, allerdings dann ohne Fahrrad.


Auch heute gab es am Straßenrand freundlich interessierte Beobachter:



Donnerstag, 29. August 2024

Tag 11: Tres Cruzes - Coipasa

Die Nacht war stürmisch und ich bin froh, dass wir und unsere Ausrüstung den Sturm gut überstanden haben. Etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang beruhigt sich die Situation, wir bauen das Zelt ab und verpacken alles. 


Etwa 2km nördlich von uns sehe ich einen Geländewagen mit geschätzten 60km/h und konstanter Motordrehzahl entlangfahren. Der Wagen kann unmöglich durch Sand fahren! Also versuchen wir in den Bereich näher am Salar vorzudringen, was uns irgendwann auch gelingt.



So richtig toll ist die Fahrspur nicht, aber man kann wenigstens fahren. Unterwegs gilt es noch das eine oder andere Hindernis zu überwinden, im Unterschied zum Salar de Uyuni gibt es hier Stellen mit offenem Wasser. 


Wir kommen langsam voran, aber wir kommen voran. Unterwegs treffen wir wieder auf eine Gruppe Alpakas. 


Irgendwann fahren wir auf den Salar de Coipasa auf und müssen feststellen, dass die Oberfläche sehr schlecht zu befahren ist. Es sieht aus wie eine Eisfläche, auf der Schneebälle festgefahren sind. Nach 10 Kilometern bessert sich das und wir kommen zügig voran. 


Nach einigen Kilometern zeichnet sich ein neues Thema ab: auch wenn die Bilder ein angenehmes Fahrradfahren unter blauem Himmel suggerieren: wir befinden uns in den Anden auf einer Höhe von 3.700m, da ist ein Wetterumschwung nichts Ungewöhnliches. Und genau das passiert hier gerade.
Wir schaffen es noch vor einem großen Sturm nach Coipasa und finden eine Unterkunft.  Ohne Dusche (auch keine Gemeinschaftsdusche), ohne Licht, ohne Strom, ohne Heizung. Aber ein Dach über dem Kopf, was bei dem Sturm da draußen viel Wert ist. Essensgelegenheiten gibt es in Coipasa auch nicht, wir kochen uns was in unserem Zimmer.

Tag 10: Llica - Tres Cruzes

Zum Frühstück gibt es heute wieder nur etwas Brot und eine Packung Kekse. Dann geht es los in Richtung Norden, der Plan sieht vor, bis Tres Cruzes zu fahren, was am Südenufer des Salar de Coipasa liegt. Die Erappe wird hard, da es keine richtige Straße da rüber gibt.
Entweder haben wir die falsche Piste erwischt oder die Piste ist tatsächlich in schlechtem Zustand. Letztendlich war die Strecke ein einziger Sandkasten. Die Fahrräder tauchen selbst beim Schieben bis zur Felge und den Sand ein - eigentlich schieben wir nicht die Räder sondern pflegen den Sand.

Einzige Aufmunterung: eine Gruppe Lamas. Aber ansonsten bleibt es trostlos: Schritt für Schritt schieben wir unsere Räder weiter, die Geschwindigkeit, mit der wir uns fortbewegen ist gering, der Kraftaufwand riesig. 

Bis Tres Cruzes sind es 38km, aber nach etwa 20km erreichen wir die kritische Uhrzeit von 16:00 Uhr. Um diese Uhrzeit haben wir uns vorgenommen, die Etappe abzubrechen und Vorbereitungen für die Nacht einzuleiten: Zelt aufbauen, Essen kochen, Ausrüstung verstauen. Um kurz nach 18:00 geht die Sonne unter und es wird schlagartig kalt, deutlich unter den Gefrierpunkt. Wer da seinen Schlafplatz nicht vorbereitet hat, der hat ein ernstes Problem.
Da wir in der Nähe des Salar de Coipasa sind, ist das Gelände um uns herum flach. Wie will man da einen windgeschützten Zeltplatz finden?

Wenn es schon keinen Windschutz gibt, dann entscheidet Ebenheit, Einsicht von der Piste. Wir finden einen aus unserer Sicht geeigneten Platz und bauen das Zelt auf. Theoretisch kommt der Wind aus Norden, so richten wir das Zelt dann auch mit dem Eingang nach Süden auf. 

Kaum sind wir fertig, dreht der Wind auf. Aus Süden. Wind bedeutet hier, dass Unmengen von Sand und Dreck verwirbelt werden. Um 19:00 dreht der Wind wieder und es stürmt planmäßig aus Norden. Und mit stürmen meine ich genau das. Zum Abspannen der Zeltschnüre nehmen wir unsere Packtaschen und das Zelt trotzt dem Sturm trotz dem fehlenden Windschutz. Die ganze Nacht über schlägt die Zeltplane laut im Wind. Mein Dank gilt den der Firma Hilleberg, die dieses Zelt derart widerstandsfähig entwickelt hat!






Dienstag, 27. August 2024

Tag 09: Isla Incahuasi - Llica

Die Nacht in dem alten Gebäude war kalt, aber allemal angenehmer als im Zelt zu übernachten. Als ich den Gaskocher aufstelle um Teewasser zu kochen, überprüfe ich routinemäßig die Umgebung des Kochers und stelle fest, dass die rumstehenden Plastikflaschen mit Benzin befüllt sind. Besser aufpassen, was man hier macht! 
Nach dem Frühstück starten wir auf unsere ~82 km Etappe in Richtung Nordwesten nach Llica. Die ersten 80km führen über den Salina de Uyuni und auf dieser Strecke sieht es überall gleich aus: unten Salz, darüber Himmel und ganz weit weg im Hintergrund stehen Berggipfel und erlöschen Vulkane.

Die einzige Abwechslung, die dem Auge geboten wird ist die Isla del Pescado, die etwa 20km nördlich der Isla Incahuasi aus dem Salz herausragt.

Kurz vor Llica wird es nochmal unangenehm: der Boden ist sehr locker und sandig, das Fahren wird schwierig. Wellblechpiste, Sand und Schotter. Braucht kein Mensch.

Der Wind ist heftig, geprägt von zusätzlichen Böen. Und wenn so eine Böe über einen weggeht, dann werden Unmengen an Sand und Dreck aufgewertet  die dann in Augen und Nase wehen.

In Llica finden wir eine Unterkunft, eine Gemeinschafts-Toilette gibt es, eine Dusche leider nicht. Auch das Abendessen gestaltet sich schwierig, Llica ist keine Touristenstadt, die Jeeps mit den Touristen halten hier nicht. Aber irgendwas geht ja immer.

Montag, 26. August 2024

Tag 08: Colchani - Isla Incahuasi

Gegen 9:00 verlassen wir unser Hotel und fahren auf die Salina de Uyuni auf. Zum Glück bläst ein nur schwacher Wind - gut so, denn wir befinden uns auf einer Höhe von etwa 3500m, da braucht es keinen Wind, um unangenehm zu werden. 

Gegen Mittag machen wir Pause, auch wenn es unsinnig ist, fahren wir rechts von der Fahrspur ab und setzen uns ein paar Meter abseits der Spur auf das Salz. Ein anderes Fahrzeug kommt sowieso nicht vorbei. Wenn wir ein anderes Auto sehen, dann meist aus großer Entfernung, der Salar ist groß genug für alle.

Der Wind ist uns heute gnädig gestimmt und so erreichen wir am frühen Nachmittag die Insel Isla Inkahuasi, die fast mitten im Salar rumsteht.

Die Insel ist bekannt für ihren Bestand an Kakteen, die mit dem Rauchen Klima hier oben gut zurecht kommen. Wasserknappheit, Sturm und Höhenlage stört die nicht. Mit einer Höhe von über 10 Metern werden die Kakteen beeindruckend groß.

Auf der Insel gibt es einen Wanderweg, auf dem man den höchsten Punkt erklimmen kann, der etwa 100m über dem Salz liegt. Da der Salar de Uyuni ja mal ein Meer war, überrascht es nicht, dass es sich bei dem Gestein der Insel um versteinerte Korallen handelt.

Da Besucher die Insel Abends verlassen müssen, verschwinden die Geländewagen der geführten Touren vor Einbruch der Dunkelheit und auf der Insel kehrt Ruhe ein. Für Fahrradfahrer gibt es jedoch eine Ausnahme: die dürfen auf der Insel campen oder in einem nicht mehr genutzten Gebäude übernachten. Die Annehmlichkeiten sind spärlich, aber bei frostigen Temperaturen und Wind ist ein (löchriges) Dach über dem Kopf viel Wert. Wir bauen unser Nachtlager auf und kochen auf unseren Gaskocher unser Abendessen. 

Der Sonnenuntergang geht schnell und kaum ist die Sonne weg, da wird es schlagartig kalt. 

Höchste Zeit, in die Schlafsäcke  zu kriechen und trotz der Windgeräusche etwas Schlaf zu finden.

Sonntag, 25. August 2024

Tag 07: Uyuni - Colchani

Der Wind hat sich auf Normalmass reduziert und wir kommen gut voran. Es sind nur 30 km zu unserem Hotel direkt am Westufer des Salar de Uyuni, der grössten Salzfläche der Welt. Die Sole reicht bis zu 121 m in die Tiefe. Die Salzkruste wurde vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Sees Tauca gebildet. Nachdem wir schon vor Mittag im Hotel eingecheckt haben, fahren wir ohne Gepäck auf den Salar - faszinierend diese wüstenartige unwirtliche Mondlandschaft. Während man bis 12.00 noch 2 Mützen und Handschuhe gebraucht (der Wind ist eisig kalt) wird es gegen 14.00 so warm, dass man auch die Jacken ausziehen muss. Die Temperaturunterschiede hier sind gewaltig. Am kältesten ist es morgens bei Sonnenaufgang kurz vor 7.00 mit unter -5°C.   Obwohl die Sonne enorme Kraft hat braucht es bis Mittags damit die Temperatur über 10°C steigt. Und ab Sonnenuntergang um kurz nach 18.00 wird es sofort wieder eisig kalt. 

Gegen 14.00 merken wir auch, dass das Waffelfrühstück nicht mehr ausreicht und wir dringend etwas zu essen brauchen. Da wir unvorsichtigerweise unsere Vorräte im Hotel zurückgelassen haben, gibt es heute Mittag nur Energieriegel. Heute Abend werden Falko und ich das Buffett leeren. Aber wir müssen uns auch im Hotelrestaurant warm anziehen, denn hier wird niegendwo gut geheizt und die hiesige Bauweise hat noch grosses Optimierungpotenzial beim Dämmen.

Morgen geht es dann weiter über den Salar zur Insel Incahuasi, wo wir Zelten müssen, da wir den See nicht an einem Fahrradtag überqueren können. Hoffentlich ist uns morgen der Windgott auch gnädig und es wird ein so schöner Tag wie heute. 








Tag 07: Uyuni - Colchani

Laut Wettervorhersage / Windvorhersage öffnet sich heute ein Zeitfenster, in dem der Wind auf ein ortsübliches Maß abschwächt. Das ist immernoch viel, aber so isset halt. Wir brechen früh auf und verlassen Uyuni in Richtung Norden.

In Colchani biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren Richtung Westen. Nach wenigen Kilometern endet die Asphaltstrasse und wir fahren auf den Salar de Uyuni auf. Mit einer Fläche von etwa 11.000 Quadratkilometern ist es der größte Salzsee, der auf der blauen Kugel, auf der wir durchs Universum flitzen, zu finden ist.

Mit dem Fahrrad über die Salzfläche zu fahren, ist faszinierend: um uns herum sehen wir nur weiß und blau. Bis zum Horizont nur Salz in großen fünfeckigen Schollen, begrenzt durch einen hochstehenden Rand.

Wir steuern zunächst unser Hotel an, lassen dort unser Gepäck zurück und fahren dann die Sehenswürdigkeiten ab. 2014 fand auf dem Salar de Uyuni die Dakar Rallye statt. Das seinerzeit aus Sand-Steinen errichtete Denkmal ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Boliviens und symbolisiert heute eher Bolivien als diese Rallye.

Wir fahren die Sehenswürdigkeiten in einer großen Runde ab, mal nehmen wir die vorhandenen Fahrspuren, mal fahren wir auf der kürzesten Streck auf das Ziel zu. Danach geht es zurück zum Hotel.

Samstag, 24. August 2024

Tag 06: Uyuni

Uyuni ist heute wieder durch das Festividad Urkupiña gekennzeichnet. Gegen Mittag formieren sich die verschiedenen Gruppen und beginnen ihre Parade durch die Stadt. Der Umzug ist farbenfroh und ansteckend fröhlich. 

Bemerkenswert ist auch die Leistung der Kapellen, die seit über 24 Stunden durchhalten und mit maximaler Lautstärke die Stadt beschallen. Hier darf jeder mitspielen, der ein Instrument hat.


Aufgrund der Gastfreundlichkeit der teilnehmenden Bolivianer sind wir irgendwann mittendrin statt nur dabei. Gemeinsames Anstoßen inklusive.

Bemerkenswert, mit welcher Lebensfreude die Bolivianer ihr traditionelles Fest feiern, in einer Stadt mitten in der Wüste. Staub, Wind  Kälte - ist denen egal, scheint heute abgeschafft. 
Im Gespräch erfahren wir, dass der Wind dieser Tage deutlich kräftiger als üblich sei. Wie gesagt: ist denen egal, hier lässt sich niemand beim Feiern aufhalten.




Tag 06: Uyuni

Heute starten wir um 8.00 mit einem Waffelfrühstück. Der Hotelinhaber ist US-Amerikaner und bietet seinen Gästen frische Waffeln: super Start in den Tag!
Um 10.00 trauen wir uns aus dem Hotel, bis dahin hat die Sonne genug Kraft um ohne zu frieren zum 3 km entfernten Eisenbahnfriedhof zu laufen. Wir folgen den Eisenbahnschienen Richtung Süden. Hier fährt nur noch 1x die Woche ein Touristenzug. Aber man kann die Bahngleise super als Fußweg nutzen. Besser als auf der staubigen, unasphaltierten Straße. Man sieht schon von Weitem die lange Reihe der vor sich hin rostenden Züge. Im Jahr 1872 wurde die ersten Eisenbahnstrecke Boliviens gebaut. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Uyuni angeschlossen um Rohstoffe wie Natriumnitrat, Kupfer, Silber und Gold aus den Minen zu transportieren. In den 1940er Jahren brach die örtliche Industrie zusammen und die meisten Edelmetallminen wurden aufgegeben. Dies führte dazu, dass die meisten der Lokomotiven und Wagen nicht mehr benötigt, stillgelegt und dem Verfall preisgegeben wurden. Es entstand der größte Eisenbahnfriedhof der Welt. Faszinierend! 



Freitag, 23. August 2024

Tag 05: Villazon -Uyuni

Die beiden letzten Tage haben gezeigt, dass wir auf unserer Fahrt in Richtung Norden nicht gegen den Wind ankommen. Der Wetterbericht lässt vermuten, dass sich der Wind in den nächsten Tagen auf ein für die Region normales Maß reduziert.
Was tun? Naheliegend wäre, drei Tage irgendwo Unterschlupf zu suchen und dann weiterzufahren. Der enge Zeitplan lässt dies nicht zu. 
Bleibt nur die Vorwärtsverteidigung: Wir entscheiden uns für eine Bussfahrt von Villazon nach Uyuni. Damit machen wir 5 Fahrradtage an einem Tag und suchen Unterschlupf in Uyuni. Für Montag ist die Windgeschwindigkeit mit unter 50km/h vorhergesagt, das ist für hiesige Verhältnisse wenig. 
Reisen ist in Bolivien nicht immer einfach, mit Fahrrad im Handgepäck wird es nicht leichter. Machbar ist hier aber Vieles und um 08:30 sitzen wir in unserem Bus. Sicherheit wird hier großgeschrieben, die einzigen Reifen mit Profil sind auf der Vorderachse montiert. Das beruhigt.

Unterwegs gab es spektakuläre Landschafen zu sehen, außer ein paar Mienendörfer aber keine größeren Ortschaften. In Uyuni sind wir in eins der größten Feste des Jahres reingeraten: dem Festividad Urkupiña. Das Fest dauert drei Tag, man warnt uns, dass morgen die ganze Stadt besoffen sei. 

Bei den Feierlichkeiten geht es ursprünglich um die Verehrung von Virgen Maria Urkupiña, der Schutzpatronin der Mineros, der Bergarbeiter. In Deutschland fällt das in den Aufgabenbereich der heiligen Barbara. Eine Schutzheilige haben die Mineros in Bolivien dringend nötig, die Arbeitsbedingungen sind hart. 
Bei dem Umzug treten Gruppen aus verschieden Städten der Region auf, es erinnert an brasilianischen Karneval, nur ohne Samba und 30 Grad Kühler.

Donnerstag, 22. August 2024

Tag 04: Humahuaca - Vilazon (Bolivien)

Der heutige Tag war  bezogen auf das Radfahren dem gestrigen Tag sehr ähnlich. Und dennoch hatte der Tag komplett andere Überrschungen parat.

Morgens aufstehen und packen im Halbdunkel und in der Kälte, weil über Nacht wieder der Strom ausgefallen ist. Aus der nahen Bäckerei 2 süsse Stückle auf die Hand und los geht es. 2 Stunden schaffen wir knapp, bevor wir aufgeben. Die starken Windböen lassen kein sicheres Fahrradfahren zu. Aber diesmal wollen uns die Fernbusse nicht als Gäste haben und lassen uns am Strassenrand stehen. Also versuchen wir es nun bei Privatfahrzeugen. Und wir haben wieder Glück: 3 Handwerker aus Salta auf dem Weg zu ihrem 6 Std. Fahrzeit entfernten Einsatz haben uns mitgenommen, obwohl sie selber schon recht gut beladen waren. Die waren supernett. Obwohl wir schon abwinken wollten, da das Fahrzeug auch ohne uns und unsere Fahrräder gut beladen war, waren die drei total positiv: das kriegt man schon hin. Und ja: es hat geklappt.

Jetzt sind wir in Bolivien auf 3450 hm, es ist a...kalt, unser Zimmer hat keine Heizung, in den Restaurants wird auch nicht geheizt und das mit der Windvorhersage für die nächsten Tage sieht nicht gut aus...

Wir sind trotzdem guten Mutes: ich habe aufgrund der vielen ungeplanten Ereignisse soviel Spanisch sprechen dürfen und merke, wie positiv und hilfsbereit die Menschen auf unsere Fragen reagieren. Das ist wunderbar.

Interessantes Detail am Rande: Falko spricht zwar kein Spanisch, kann mir aber fast immer erklären, was mir die Leute mitteilen möchten, wenn ich gar nichts verstehe.


Mittwoch, 21. August 2024

Tag 03: Volcán - Humahuaca

Wenn ein Busunternehmen "Nordwind" heist, dann könnte es daran liegen, dass es häufig Nordwind gibt. Aber heute war es ein Nordsturm. Der war so heftig, dass in der Region Humahuaca die Stromversorgung für gut 7 Std. unterbrochen war. Der Sturm war so heftig, dass wir kaum gegen die Böen anschieben konnten. Nach 2.5 Std. und nur ca. 20 km Wegstrecke wollten wir aufgeben, und in Purmamarca in den neuen Touristenzug einsteigen, welcher bis ins 23 km entfernte Tilcara fährt. Aber man sagte uns: der Zug führe heute nicht wegen Stromausfall.
Also weiter mit dem Fahrrad. Aber der Sturm wurde immer stärker und der Sand in der Luft immer dichter. Teilweise wirkte der viele Sand wie Nebel. Wir beschlossen zu trampen. Aber wer nimmt schon 2 völlig sandverdreckte, schwerbepackte, völlig erschöpfte Fahrradfahrer mit? 
Zu meinem großen Erstaunen hielt mitten im Nirgendwo gleich der erste Fernbus. Fahrer und Ticketverkäufer haben in Windeseile alles verstaut und bevor ich begriffen habe, dass unser erster Versuch zu Trampen uns bis zu unserem heutigen Zielort Humahuaca mitnehmen würde waren wir schon fast da.
In Humahuaka angekommen wunderten wir uns, dass nirgendwo ein Mobiles Netz oder WLAN zu finden war, bis wir verstanden haben, dass es nirgendwo Strom und Netzzugang gibt. Wir standen an der Adresse unserer Unterkunft und nun konnten uns auch die Nachbarn nicht mehr weiterhelfen: Keiner hatte Strom oder Netzzugang wegen des Sturms. Netterweise haben uns 2 weitere Gäste (Carlos und Grizela aus Buenos Aires) in den Innenhof des Hostels gelassen und wir haben 3 nette Stunden gemeinsam auf Strom gewartet. 
Auch der heutige Tag wird als "am Ende wird alles gut"-Tag in unser Tourtagebuch eingehen.
Nachtrag: Nach Duschen, Abendessen und Zähne putzen habe ich immer noch viel Sand zwischen den Zähnen. Und die gesamte Ausrüstung ist total sandig. Der feine Staub hat sich überall abgesetzt. 


Tag 03: Volcán - Humahuarca

Schon früh gab es erste Anzeichen, was heute das Problem ist, nur verstanden haben wir sie nicht. Es fing damit an, dass das Café, in dem wir gestern völlig durchfrohren gesessen haben, heute geschlossen ist. Was wir nicht wissen: das Café hat zu, weil heute kein Touristen-Zug fährt. Was mir nicht wissen: der Zug fährt nicht  weil es in der Region keinen Strom gibt. Und Strom gibt es nicht, weil aufgrund eines Sturms eine Überlandleitung kaputt ist.

Wir frühstücken also ein paar Kekse und brechen auf. Die Kälte von gestern vor Augen freuen wir uns, dass die Sonne den Nebel beseitigt.

Das war dann auch der Fall und wenig später zeigte sich die Landschaft von ihrer besten Seite: farbig, warm spektakulär.


Nur war es nicht die Sonne, die den Nebel vertrieben hat, es war der Nordwind. Heftig. Der Wind ist so kräftig, dass wir kaum voran kommen. Wenn sich in einer Windverwirbelung die Richtung schlagartig ändert, dann findet man sich  mit seinem Fahhrad plötzlich 1m weiter links wieder. Nicht schön zu fahren und außerdem gefährlich.

Irgendwann wird und klar: so geht es nicht weiter. Nördlich vom Abzweig nach Purmamarca haben wir beschlossen, die Etappe abzubrechen und zu trampen. Ein Bus hält an und nimmt uns mit nach Humahuaca. 

Im ganzen Ort gibt es weder Strom noch WLAN noch Mobilfunk. Aufgrund des Sturms ist ein Mast umgefallen. Am frühen Abend scheint die Stromversorgung wieder zu funktionieren, Internet bleibt unterbrochen.